Methōdik

[710] Methōdik (Methodologie, griech.), Anweisung zur methodischen, d. h. folgerichtigen und zweckmäßigen Lösung einer wissenschaftlichen Aufgabe. So spricht man von M. des akademischen Studiums, des sprachlichen, mathematischen, musikalischen Unterrichts etc. Als allgemeine wissenschaftliche M. kann die Logik angesehen werden. Außerdem ist öfters der Versuch gemacht worden, eine eingehendere allgemeine wissenschaftliche M. für alle Wissenszweige aufzustellen. Berühmt war im spätern Mittelalter die große Kunst (ars magna) des Raimundus Lullus (s. d.), die aber ihren Ruf kaum verdiente. Einflußreicher wurde das »Novum organum scientiarum« (1620) des Bacon von Verulam durch die nachdrückliche Empfehlung der bis dahin zurückgesetzten induktiven Methode. Kant unterschied im Anschluß an die Wolffsche Schule zwischen Elementarlehre oder Entwickelung der in einem Wissensgebiet herrschenden Grundbegriffe und Methodenlehre oder Anwendung dieser Grundbegriffe auf die Erfahrung. Die neuere Logik (s. d.) hat diesen Unterschied im wesentlichen festgehalten und, der fortschreitenden Entwickelung der Spezialwissenschaften folgend, insbes. der Methodenlehre immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet; so ist nicht nur die Einsicht in die allgemeinen Formen der Einteilung, Klassifikation, Deduktion, Induktion etc. vertieft, sondern es sind auch Wert und Bedeutung der einzelwissenschaftlichen Resultate vielfach schärfer bestimmt worden. Oft wird die Methodologie einer Wissenschaft verbunden mit allgemeiner Übersicht ihrer Geschichte und ihres jeweiligen Bestandes; daher die Formel: »Enzyklopädie und Methodologie« (vgl. Enzyklopädie, S. 850, wo verschiedene Beispiele angeführt sind). Vgl. Sigwart, Logik, Bd. 2 (3. Aufl., Freiburg 1904); Wundt, Logik, Bd. 2 (2. Aufl., Stuttg. 1894–95); Lotze, Logik (2. Aufl., Leipz. 188073. Buch: Vom Erkennen); Eisler, Wörterbuch der philosophischen Begriffe (2. Aufl., Berl. 1904, unter Methodenlehre etc.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 710.
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