Michel [2]

[761] Michel (spr. -schell), 1) Francisque, franz. Philolog, geb. 18. Febr. 1809 in Lyon von deutscher Mutter, gest. 18. Mai 1887 in Paris, seit 1839 Professor an der Faculté des lettres in Bordeaux, gehörte zu den gründlichsten Kennern der ältern- französischen Sprache und Literatur und hat sich durch zahlreiche Ausgaben älterer Literaturdenkmäler (darunter »La chanson de Roland et le roman de Roncevaux«, 1869; »Chroniques anglo-normandes«, 1836–40, 3 Bde.; »Rôles gascons«, 1885, Bd. 1) verdient gemacht. Von seinen kulturhistorischen Werken sind hervorzuheben: »Histoire des races maudites de la France et de l'Espagne« (Par. 1847, 2 Bde.); »Histoire des hôtelleries, cabarets, hôtels garnis, etc.« (mit E. Fournier, 1851–54, 2 Bde.); »Recherches sur le commerce, la fabrication et l'usage des étoffes de soie, etc., pendant le moyen-âge« (1852–54, 2 Bde.); »Le pays basque, sa population, sa langue, etc.« (1857); »Histoire du commerce et de la navigation à Bordeaux« (1867–71, 2 Bde.).

2) Louise, franz. Kommunistin, geb. 20. April 1833 auf dem Schloß Vroncourt (Haute-Marne) als uneheliche Tochter des Besitzers, gest. 9. Jan. 1905 in Paris, erhielt durch ihren Vater eine sehr gute Erziehung, machte das Lehrerinnenexamen und begründete in Paris eine Schule. Beim Ausbruch der Kommune 1871 trat Louise M. entschlossen den radikalsten Rädelsführern zur Seite, wurde gefangen genommen und zur Deportation nach Numea verurteilt, von wo sie 1880 infolge der allgemeinen Amnestie zurückkehrte. Jedoch schon 1883 wurde sie wegen Aufhetzung zur Plünderung der Bäckerläden zu mehrjährigem Gefängnis verurteilt. Sie gab 1886 ihre »Mémoires« heraus und schrieb außer mehreren Romanen und Dramen noch »La commune« (1898). Vgl. v. Levetzow, Louise M. (Leipz. 1905, aus dem »Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen«).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 761.
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