Molza

[49] Molza, Francesco Maria, ital. Dichter, geb. 18. Juni 1489 in Modena, gest. daselbst 28. Febr. 1544, geriet, während er in Rom studierte, in solche Ausschweifungen, daß seine Eltern ihn 1511 nach Modena zurückriefen, wo er sich auf deren Verlangen 1512 verheiratete. Schon 1516 verließ er indessen seine Frau und vier Kinder wieder, um nach Rom zurückzukehren, und bald nahm er in den Kreisen der Gelehrten, Dichter und Künstler um Leo X. einen hervorragenden Platz ein. 1523–25 lebte er in Bologna, Anfang 1526 kehrte er nach Rom zurück und gehörte seit 1529 zum Hofe des Kardinals Hippolyt von Medici, dessen Tod 1535 ihn in Bedrängnis brachte. 1538 gewann er die Protektion des Aless. Farnese, 1543 kehrte er, unheilbar an der Syphilis erkrankt, reumütig zu den Seinen zurück. M. ist eins der bedeutendsten lyrischen Talente seines Jahrhunderts, das sich nach seinen Vorzügen wie in seiner sittlichen Entartung in ihm treu abspiegelt. Seine Liebeslieder sind teils an Kurtisanen, teils an hochstehende Damen gerichtet. Weiter schrieb er die berühmten Stanzen »Ninfa tiberina«, berneske Dichtungen, einige Novellen und treffliche lateinische Gedichte (z. B. die schöne Elegie »Ad Sodales«). Eine Sammlung seiner Werke gab Serassi (mit Biographie, Bergamo 1747 bis 1754, 3 Bde.) heraus; die »Novelle« sind Lucca 1863 neu gedruckt. Vgl. Tiraboschi, Biblioteca Modenese (Bd. 3 u. 6, Modena 1783 u. 1786). – Seine Enkelin Tarquinia M., geb. 1. Nov. 1542 in Modena, gest. daselbst 18. Aug. 1617, besaß eine gründliche Kenntnis der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache, pflegte mit Erfolg die Dichtkunst und war nicht minder in der Astronomie und Mathematik bewandert. Tasso und Guarini fangen ihr Lob, und der römische Senat erteilte ihr den Titel einer »römischen Bürgerin«. Ihre Dichtungen (in den Werken ihres Großvaters) bestanden in Madrigalen und Epigrammen; auch hat sie zwei Dialoge des PlatonKarneades« und »Kriton«) übertragen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 49.
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