Mukden

[221] Mukden (chines. Föng-tiën), die Hauptstadt der Mandschurei und deren südlicher Provinz Schöngking, in dicht bevölkerter, fruchtbarer, aber waldloser Gegend an dem ostwärts zum Liauho fließenden Hunho, von einer Mauer mit 17 km Umfang umgeben, innen mit einer zweiten Mauer von 4,5 km Umfang, innerhalb deren sich das volkreichste Handelsviertel befindet, außerdem der kaiserliche Palast, der Sitz des Generalgouverneurs und des Oberbefehlshabers der Mandschutruppen. Nahe im NW. liegen die Gräber der Mandschukaiser, wo früher jeder lebende Herrscher wenigstens einmal gebetet haben mußte. Dem Generalgouverneur stehen besondere Ministerien zur Seite. M. ist mit 180,000 Einw. (meist Chinesen) als Knotenpunkt der Hauptstraßen zwischen der nördlichen und südlichen Mandschurei und China einer der wichtigsten Handels- und Industrieplätze des Landes und enthält großartige Magazine mit Landesprodukten und ausländischen Waren. – Im Russisch-japanischen Krieg war M. Schauplatz einer großen Schlacht. Sie wurde Ende Februar 1905 durch die Angriffe Kurokis und Nodzus auf den linken russischen Flügel bei Ka-u-tu-ling und Ma-tschuan-tun vorbereitet, um Kuropatkins Aufmerksamkeit und einen möglichst großen Teil seiner Reserven hierher zur Verstärkung der ersten Armee unter Ljenewitsch und des Detachements Rennenkampf zu locken. Dieser tagelange Artilleriekampf verlief für die Russen so günstig, daß Kuropatkin 1. März verkündete, er sei zur Offensive übergegangen. Als am selben Tage Okus Armee auf den rechten russischen Flügel stieß und ihn zwischen Schaho und Hunho nach NO. zu drängen suchte, liefen auch Nachrichten ein, daß Nogis Armee weiter westlich, zwischen den Hunho- und Liauflüssen in forcierten Märschen die Überflügelung der Russen fast vollendet habe. Jetzt opferten sich Kurokis und Nodzus Armeen, um bis zum 5. März durch heftige Angriffe zwei Drittel der russischen Armee im O. festzuhalten. Erst 5. März verstärkte Kuropatkin den jetzt bereits bei Ma-tschia-pu nach NO. umgebogenen rechten Flügel (zweite Armee unter Kaulbars) genügend, um Oku zurückzudrängen. Inzwischen hatte Nogi aber die Rückzugslinie der Russen erreicht. Um der Umklammerung zu entgehen, zog Kuropatkin 8. und 9. März sein Zentrum (dritte Armee unter Bilderling) und den linken Flügel hinter den Hunho zurück. Während eines energischen Vorstoßes gegen Oku und Nogi erreichte Kuropatkin die Nachricht, daß die Japaner im O. durch eine Lücke zwischen den sich zurückziehenden Armeen von Bilderling und Ljenewitsch hindurch vorgedrungen und Kuisan, 20 km östlich von M., besetzt hatten. Am Abend des 9. März gab er deshalb den Befehl zum allgemeinen Rückzug. Um 10 Uhr vormittags des 10. März zogen die Japaner in das verlassene M. ein. Vgl. »Die Schlacht von M.« (aus dem »Militär-Wochenblatt«, Berl. 1905); v. Fleck, Studie über die Schlacht bei M. (Wien 1906); ferner Artikel »Russisch-japanischer Krieg« mit Karte (Nebenkarte: Mukden-Charbin).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 221.
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