Tausend und eine Nacht

[52] Tausend und eine Nacht. Unter diesem Namen ist in der Literatur die Sammlung arabischer Mährchen bekannt, die in zahllosen Ausgaben über ganz Europa verbreitet wurden, nachdem sie einmal von Asien herüber den Weg in civilisirte Länder gefunden hatten. Am ersten wurden die wunderbar duftigen, aus einer nicht selten höchst barokken Phantasie entsprungenen Mährchenerzählungen in Frankreich bekannt; in neuerer Zeit aber hat man sie aus der Ursprache unmittelbar auch dem Deutschen näher zu bringen gesucht. Die Entstehung dieser phantastischen Erzählungen, aus denen man das treueste Bild orientalischen Denkens und Lebens schöpfen kann, verdanken wir der Sage nach einer Sultanin, die um den Blutdurst ihres Gemahles zu stillen, ihn durch Erzählungen am frühen Morgen zu zerstreuen suchte. Sehr pfiffig bricht sie gewöhnlich mitten in einer Erzählung ab, mit dem Vorbehalt, sie zu beendigen, wenn der Sultan ihr noch einen Tag des Lebens schenke wolle. Der Sultan ist neugierig und so spinnt sich eine Erzählung aus der andern hervor, bis die Zahl von 1000 und eine Nacht voll wird. Die neueste vollständige Ausgabe, mit sinnigen und höchst glücklich gewählten Vignetten verziert, ist bei Max und Comp. in Breslau erschienen, herausgegeben von Habicht, von d. Hagen u. Karl Schall. Eine andere wird jetzt in Stuttgart vorbereitet, der eine ansehnliche Zahl Holzschnitte beigegeben werden soll.

W.....m.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 52.
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