Neureuther

[572] Neureuther, 1)Eugen Napoleon, Maler, Zeichner und Nadierer, geb. 13. Jan. 1806 in München, gest. daselbst 23. März 1882, Sohn des Malers Ludwig N. (1775–1830), besuchte die Münchener Akademie, hielt sich 1830 in Paris, 1838 in Rom auf und bildete sich vornehmlich unter dem Einfluß von Cornelius. 1848 wurde er Leiter des artistischen Teil es der königlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg, welche Stelle er bis zur Veräußerung der Anstalt 1856 innehatte, und 1868–77 war er als Professor an der königlichen Kunstgewerbeschule tätig. N. hot eine fruchtbare Tätigkeit entfaltet, vornehmlich in Illustrationen und Arabesken zu Dichtungen. Seinen Ruf begründete er durch »Randzeichnungen zu Goethes Balladen und Romanzen« (Federzeichnungen auf Stein), von denen vier Hefte mit Widmung an den Dichter, der die eingesandten Originale wohlwollend aufgenommen hatte, 1829–30 in München erschienen; ein fünftes Heft kam 1839 heraus. Es folgten unter anderm: »Souvenir du 27. 28. 29 juillet 1830« (Par. 1831); »Bayerische Gebirgslieder mit Bildern etc.« (Münch. 1831–34). 1835 malte er im Königsbau Darstellungen aus Wielands »Oberon«. Für die Prachtausgabe von Herders »Eid« (Stuttg. 1838) lieferte er 70 Illustrationen. In der Galerie Schack zu München befinden sich von ihm sechs Ölbilder, darunter Cornelius unter seinen Kunstgenossen, die sterbende Nonne (nach Uhland), der Traum der Rezia und eine Szene aus »Hermann und Dorothea«. Er hat auch die Decke des Treppenhauses und die Kuppel des Polytechnikums in München mit Sgraffitomalereien geschmückt.

2) Gottfried von, Bruder des vorigen, Architekt, geb. 22. Jan. 1811 in Mannheim, gest. 13. April 1887 in München, bildete sich auf der Universität und Kunstakademie in München, wurde 1840 Baukondukteur in Nürnberg, 1856 Baurat bei der obersten Baubehörde im Handelsministerium und 1858 Professor an der Polytechnischen Schule in München. 1868 wurde er an die neuorganisierte Technische Hochschule daselbst als ordentlicher Professor berufen, an der er bis 1882 lehrte. N. hat sich nach der italienischen Hochrenaissance gebildet. Seine Bauten zeichnen sich ebensosehr durch Feinheit des Details wie durch praktische An ordnung aus, lassen aber bisweilen eine kräftige monumentale Wirkung vermissen. Besonders hervorzuheben sind: das Administrationsgebäude für die Direktion der pfälzischen Eisenbahnen in Ludwigshafen, der Neubau für die Technische Hochschule in München (1865–68, sein Hauptwerk, s. Tafel »Münchener Bauten II«, Fig. 3), die Villa Wendlandt in Gries bei Bozen und die Kunstakademie in München (1883–86, s. Fig. 4 der Tafel).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 572.
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