Niemand

[672] Niemand, der heiligeLegende vom heiligen N.«, Historia Neminis, Lied von »John Nobody« etc.), eine seit dem 12. Jahrh. in vielen lateinischen, deutschen, französischen und englischen Fassungen umlaufende scholastische Prosaerzählung, gereimte Predigt, Heiligenparodie und dramatisierte Spottschrift, in der bald der heil. N. auftritt, der nach dem Worte Catos »ohne Sünde« ist und all das Große und Gute vollbringt, was nach vielen Bibelstellen niemand zu tun möglich ist. So haben den alten schon in der Odyssee und in vielen Volkssagen aller Länder vorkommenden Stoff noch Ulrich von Hutten, Hans Sachs u.a. behandelt, deren Dichtungen Dornavius in seinem »Amphitheater der scherzhaften Sokratischen Weisheit« (1619) gesammelt und neu bearbeitet hat, wobei N. auch oft als der Hauskobold geschildert wird. Vgl. Zingerle in den »Sitzungsberichten der Wiener Akademie« (1866); Bolte in Birlingers »Alemannia«, Bd. 16 (Bonn 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 672.
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