Pýpin

[475] Pýpin, Alexander Nikolajewitsch, russ. Literarhistoriker und Kritiker, geb. 1833 in Saratow, gest. 9. Dez. 1904 in St. Petersburg, studierte an der Petersburger Universität und erhielt 1860 eine Professur an ihr, die er indessen 1862 unter dem reaktionären[475] Unterrichtsminister Grafen Tolstoi niederlegen mußte. P. hat sich durch seine Forschungen und Schriften große Verdienste vor allem um die russische Literaturgeschichte erworben und war seit 1897 Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften; seine bereits 1871 erfolgte Wahl fand damals nicht die Bestätigung der Regierung. Sein Erstlingswerk war die »Skizze der literarischen Geschichte der alten russischen Erzählungen und Märchen« (1859), der viele Schriften folgten, unter denen »Gesellschaftliche Bewegung unter Alexander I.« (1867, 2. Ausg. 1885; deutsch, Berl. 1894) und die Biographie des russischen Kritikers Belinskij (1876, 2 Bde.) seinen Ruf begründeten. Ferner sind hervorzuheben: die preisgekrönte, im Verein mit W. Spasović herausgegebene »Geschichte der slawischen Literaturen« (Petersb. 1865, 2. Aufl. 1879–80, 2 Bde.; deutsch von Pech, Leipz. 1880–84, 2 Bde.); »Charakteristik der literarischen Meinungen in den 1820er bis 1850er Jahren« (1874, u. Aufl. 1890); »Geschichte der russischen Ethnographie« (1890–92, 4 Bde.); »Geschichte der russischen Literatur« (das. 1898–99, 4 Bde., zum Teil seitdem neu aufgelegt); die Herausgabe der »Werke der Kaiserin Katharina II.« (das. 1901, 4 Bde.) u. a. Zahlreiche Abhandlungen veröffentlichte außerdem P. im »Sovremennik« (»Zeitgenosse«) u. im »Vestnik Evropy« (»Europäischer Bote«). Streng wissenschaftliche Objektivität bildet einen besondern Vorzug der literarhistorischen Tätigkeit Pypins. Seine Memoiren erscheinen seit 1905.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 475-476.
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