Penthièvre

[572] Penthièvre (spr. pängtjǟwr'), alte Grafschaft in der Bretagne, ungefähr das jetzige franz. Depart. Côtes-du-Nord, war im Mittelalter Apanage der jüngern Söhne der Herzoge von Bretagne; Johanna, Gräfin von P., Tochter Guys von Bretagne, brachte sie 1337 dem Grafen Karl von Blois als Heiratsgut zu. Später kam P. durch Heirat an die Häuser Brosse und Luxembourg und wurde von König Karl IX. 1569 in ein Herzogtum verwandelt, das aber in der Folge an die Krone fiel. Ludwig XIV. stellte 1697 das Herzogtum wieder her und gab es einem seiner Söhne von der Montespan, dem Grafen von Toulouse, der 1737 starb. Dessen Sohn Louis Jean Marie de Bourbon, Herzog von P., geb. 16. Nov. 1725 in Rambouillet, gest. 4. März 1793, als der letzte Erbe aller legitimierten Prinzen der reichste Privatmann Frankreichs, erbte auch zwei Infanterieregimenter, an deren Spitze er in den Schlachten von Dettingen und Fontenoy focht. Nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg zog er sich auf sein Schloß Sceaux zurück und lebte hier der Übung der Wohltätigkeit und dem Umgang mit Schriftstellern. Er starb, allgemein beliebt, als »Bürger Bourbon« in Vernon. Vgl. Allaire, Leduc de P. Mémoires de dom Courdemanche (Par. 1889). Durch die Vermählung seiner Tochter Marie Louise Adélaïde de Bourbon mit dem als »Bürger Egalité« bekannten Herzog von Orléans (s. Orléans 4), kamen die unermeßlichen Güter des Hauses P. an die Familie Orléans. In dieser erhielt den Titel eines Herzogs von P. der Sohn des Prinzen von Joinville (s. d. 2), Prinz Pierre Philippe Jean Marie von Orléans, geb. 4. Nov. 1845 in St.-Cloud.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 572.
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