Quintāna

[527] Quintāna (spr. kin-), Manuel José, berühmter span. Dichter, geb. 11. April 1772 in Madrid, gest. daselbst 11. März 1857, studierte in Cordoba und Salamanca die Rechte, ließ sich sodann als Advokat in Madrid nieder und nahm verschiedene Verwaltungsämter an. Nach dem Einfall der Franzosen ward er eins der tätigsten Mitglieder der patriotischen Partei und gründete mit Alcalá-Galiano das »Semanario patriótico« mit dem Zweck, zum Widerstand gegen die Fremdherrschaft zu ermuntern. Auch redigierte er die »Variedades de ciencias, literatura y artes«, eine der besten spanischen Zeitschriften ihrer Art, und verfaßte die meisten Proklamationen und Manifeste der insurrektionellen Junten. Nach Ferdinands VII. Rückkehr wurde er als Verbreiter liberaler Ideen verfolgt und in Hast gehalten, bis die Revolution von 1820 ihm die Freiheit verschaffte und ihn in seine frühern Stellungen wieder einsetzte, die er bei der Restauration von 1823 abermals verlor. Aus Madrid verwiesen, zog er sich nach Estremadura zurück. Durch eine Ode auf die Vermählung Ferdinands VII. erkaufte er sich die Erlaubnis zur Rückkehr nach der Hauptstadt. 1833 wurde er wie früher Sekretär im Übersetzungsbureau, später Mitglied der Ersten Kammer, Generaldirektor des öffentlichen Unterrichts und Erzieher der Königin, die ihn 25. März 1855 in öffentlicher Versammlung der Cortes zum Dichter krönte. Quintanas Gedichte, von denen 1795 der 1. und 1802 ein 2. Band erschien (3. Ausg., Madr. 1821, 2 Bde.), gehören zu den schönsten Erzeugnissen der neuern spanischen Poesie. Ausgezeichnet sind seine Oden, und unter diesen ist die »Oda á la mar« die berühmteste. Alle sind durch ihren Patriotismus populär geworden. Von geringerer Bedeutung sind Quintanas Dramen: »Pelayo« und »El Duque de Visco«. Als Historiker hat er sich berühmt gemacht durch seine »Vidas de Españoles célèbres« (Madr. 1807–33, 3 Bde.; neue Ausg. 1879, Par. 1865; deutsch von Baudissin, Berl. 1857). Durch geschmackvolle Anthologien: »Poesías selectas castellanas desde el tiempo de Juan de Mena« (Madr. 1808, 3 Bde.; bedeutend vermehrt, das. 1830, 4 Bde.) und »Musa épica castellana« (das. 1833, 2 Bde.; beide Sammlungen, Par. 1840, 2 Bde.) hat er sich um die Geschichte der spanischen Dichtkunst Verdienste erworben. Gesammelt erschienen seine Werke im 19. und 67. Bande der »Biblioteca de autores españoles« (Madr. 1852), ferner als »Obras poeticas« (das. 1880) und »Poesias sueltas« (das. 1888, Bd. 118 der »Biblioteca universal«); »Obras ineditas«, mit seiner Biographie veröffentlichte Cassete (das. 1872). Vgl. E. Piñeyro, M. J. Q. Ensayo critico-biográfico (Chartres 1892); Pérez Giménez, Perfiles biograficos (Madr. 1889); A. Pirala und Sánchez Moguel, Q. considerado como historiador (das. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 527.
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