Refraktometer

[695] Refraktometer, Instrument zur Bestimmung des Brechungskoeffizienten (Brechungsindex). Bekanntlich steht der Sinus des Einfallwinkels i zum Sinus des Brechungswinkels r in einem konstanten Verhältnis sini/sinr = n. Das Verhältnis ist aber gleich dem Verhältnis der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes in den betreffenden Medien = v/v1' und die Größen v und v1 sind abhängig von der molekularen Struktur der Medien. Daher besitzt der Brechungskoeffizient für die Entscheidung chemischer Fragen große Bedeutung. Da er aber von der Temperatur, Dichte und dem Aggregatzustande des Untersuchungsobjektes abhängig ist, so hat man Funktionen des Brechungskoeffizienten abgeleitet, die, von den genannten Größen unabhängig, für jeden Körper Konstanten darstellen. Als solche Konstanten gelten: das spezifische Brechungsvermögen (der Quotient aus der brechenden Kraft und dem spezifischen Gewicht (n2-1)/d), die Molekularrefraktion (das Produkt aus dem Molekulargewicht und dem spezifischen Brechungsvermögen) und die Atomrefraktion (das Produkt aus Atomgewicht und dem spezifischen Brechungsvermögen eines Elements). Von den Methoden zur Bestimmung des Brechungskoeffizienten sind am wichtigsten die prismatische und die Methode der Totalreflexion. Zur Ausführung der erstern dient das Spektrometer (s. d.). Die zweite Methode gelangte zu allgemeiner Verwendbarkeit durch den Apparat von Abbe, bei dem sehr kleine Mengen des zu untersuchenden flüssigen Körpers zwischen die Hypotenusenflächen zweier Prismen aus stark brechendem Flintglas gebracht werden und eine einzige Einstellung unmittelbar den Brechungsindex ergibt. Dieser Apparat hat ausgedehnte Verwendung gefunden. Das von Zeiß gebaute Instrument gestattet, den Brechungsindex zur Unterscheidung vieler Stoffe und zur Prüfung ihrer Reinheit (Nachweis von Verfälschungen von Lebensmitteln) sowie zur Ermittelung des Konzentrationsgrades vieler Lösungen und Mischungen zu verwenden. Sehr brauchbar ist es zur Untersuchung von Butter (Butterrefraktometer), Schmalz, Wachs, fetten Ölen etc., indem es schnell und sicher ein vorläufiges Resultat liefert, das weiterer Untersuchung als Grundlage dienen kann

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 695.
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