Reventlow [1]

[848] Reventlow, altes, seit 1673 gräfliches Adelsgeschlecht, das in Dänemark und Schleswig-Holstein weit verzweigt ist. Vgl. »Efterladte Papirer fra den Reventlowske Familjekreds 1770–1827« (hrsg. von Bobé, bisher 7 Bde., Kopenh. 1895–1906).[848]

Zur jüngern Linie, die der dänische Großkanzler Konrad, Graf von R. (1644–1708), stiftete, gehören: 1) Detlev, Graf von R., Sohn des vorigen, geb. 21. Juni 1671 in Hadersleben, gest. 1. Okt. 1738, nahm 1702 als dänischer Oberbefehlshaber, seit 1703 als k. k. Feldmarschall am Spanischen Erbfolgekrieg (s. d.) teil, machte 1704 die Schlacht bei Höchstädt mit und wurde 1705 in Italien schwer verwundet. 1709 befehligte er die Dänen beim Einfall in Schonen. Später Premierminister und Günstling des Dänenkönigs Friedrich IV., wurde er nach dessen Tode (1730) seiner Ämter enthoben. – 2) Anna Sophie, Gräfin von R., dän. Königin, Halbschwester des vorigen, geb. 1693, gest. 1743, lebte mit Friedrich IV., der sie 1712 entführte, unter dem Titel »Fürstin von Schleswig« in morganatischer Ehe, wurde aber nach dem Tode der Königin Luise (1721) förmlich mit ihm vermählt und zur Königin gekrönt. Vgl. Henckel, Anna Sofie R. (Kopenh. 1895). – 3) Christian Detlev Friedrich, Graf von R., dän. Staatsmann, geb. 11. März 1748, gest. 11. Okt. 1827, war 1789–1813 Präsident der Rentenkammer, seit 1797 zugleich Staatsminister und machte sich um die Volksaufklärung sowie namentlich um die Bauernbefreiung sehr verdient. Vgl. Bergsöe, Grev C. D. F. Reventlows Virksomhed (Kopenh. 1837, 2 Bde.).

Zur ältern Linie, deren Stifter Henning von R. (1640–1705) war, gehören: 4) Gajus Friedrich, Graf von R., geb. 17. Nov. 1753 in Paris, gest. 6. Aug. 1834, war 1797–1803 dänischer Staatsminister. – 5) Friedrich, Graf von R.-Preetz, holstein. Staatsmann, geb. 16. Juli 1797 in Schleswig, gest. 24. April 1874, wurde 1834 Rat am schleswig-holsteinischen Oberappellationsgericht und 1836 Propst des Klosters Preetz. Er protestierte 1846 als Führer der schleswig-holsteinischen Ritterschaft gegen den »offenen Brief« Christians VIII. und war während der schleswig-holsteinischen Erhebung März bis Oktober 1848 Mitglied der provisorischen Regierung, März 1849 bis Februar 1851 Mitglied, bez. Präsident der Statthalterschaft. Hierauf von der dänischen Regierung des Landes verwiesen, erwarb er das Gut Starzeddel in der Niederlausitz. Seit 1861 war er lebenslängliches Mitglied des preußischen Herrenhauses.

Die Linie R.-Criminil, 1820 in den dänischen Grafenstand erhoben, stammt von dem französischen Emigranten Franz Valentin, Marquis le Merchier de Criminil (gest. 1823), dessen Söhne sein Verwandter, Friedrich, Graf von R.-Emkendorf, 1815 adoptierte: 6) Joseph, Graf von R.-Criminil, geb. 9. Febr. 1797, gest. 17. Juni 1850, war 1842–46 Präsident der schleswig-holsteinischen Kanzlei, später Oberpräsident von Altona. – 7) Heinrich, Graf von R.-Criminil, geb. 6. Mai 1798 in Hamburg, gest. 31. Dez. 1869 auf Ruheleben (bei Plöen), wurde 1842 dänischer Minister des Äußern, 1846 Nachfolger seines Bruders (s. oben), verließ beim Ausbruch der schleswig-holsteinischen Bewegung von 1848 den Staatsdienst, in den er aber 1851 als dänischer Kommissar bei der obersten Zivilbehörde für Holstein wieder eintrat. Anfang 1852 bis Ende 1854 war er Minister für Holstein.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 848-849.
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