Rist [2]

[12] Rist, 1) Johann, Dichter, geb. 8. März 1607 in Ottensen bei Hamburg, gest. 31. Aug. 1667 zu Wedel im Holsteinischen, studierte in Rinteln, Rostock, Leiden und Utrecht Theologie und wirkte seit 1635 in Wedel 32 Jahre lang als Pfarrer. Bei den Zeitgenossen stand er als Poet in hohem Ansehen; Ferdinand III. krönte ihn 1644 als Dichter und erhob ihn 1653 in den Adelstand. Die Pfalzgrafenwürde, die ihm der Kaiser gleichfalls verlieh, gab ihm das Recht, Dichterkrönungen zu vollziehen; vgl. Dräseke, J. R. als kaiserlicher Hof- und Pfalzgraf (Programm, Wandsb. 1890). Mitglied des Palmen- und des Pegnitzordens, stiftete R., eine betriebsame, aber eine Willensnatur, 1656 selbst den Elbschwanenorden. Er gehörte zu den fruchtbarsten Liederdichtern seiner Zeit; am glücklichsten war er im geistlichen Liede (das bekannte »O Ewigkeit, du Donnerwort« rührt von ihm her). Auch im Drama hat er sich versucht; unter anderm schrieb er einen »Perseus«, »Herodes«, »Wallenstein«, die allegorischen Schauspiele: »Das Friede wünschende Deutschland« (1647) und »Das Friede jauchzende Deutschland« (1653; beide mit Einleitung neu hrsg. von Schletterer, Augsb. 1864). Bemerkenswert sind in diesen Dramen die Zwischenspiele, meistens im niederdeutschen Dialekt. Die »Monatsgespräche« (Hamb. 1663–64), in denen er allerlei aus seinem Leben erzählte, sind für die Kenntnis der Kulturzustände im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges von Interesse. Eine neue Ausgabe seiner Dichtungen besorgten Gödeke u. Götze (Leipz. 1885). Vgl. Hansen, Joh. R. und seine Zeit (Halle 1872); Gaedertz, Joh. R. als niederdeutscher Dramatiker (»Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung«, Bd. 8, Norden 1881); Rode, Das Elbschwanenbüchlein (Festschrift, Hamb. 1906).

2) Johann Georg, dän. Diplomat, geb. 23. Nov. 1775 in Niendorf bei Hamburg als Sohn eines Pfarrers, gest. 5. Febr. 1847 in Schleswig, trat 1797 als Privatsekretär des Ministers Grafen Schimmelmann (s. d.) in dänische Dienste und wurde 1801 Gesandtschaftssekretär in Petersburg, 1802 in Madrid. Seit 1806 Geschäftsträger in London, ging er 1807 nach Ausbruch des dänisch-englischen Krieges als Generalkonsul nach Hamburg, wo er bis zu seinem Scheiden aus dem Staatsdienst (1813) blieb. 1834 wurde er Mitglied der schleswig-holsteinischen Regierung, mußte aber 1846 seine Entlassung nehmen. 1835 veröffentlichte er die politische Broschüre: »Ein Wort zu den Landsleuten in Schleswig-Holstein«. Er hinterließ interessante »Lebenserinnerungen« (hrsg. von G. Poel, Gotha 1880–88, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 12.
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