[53] Roggenbach, Franz, Freiherr von, bad. Staatsmann, geb. 23. März 1825 in Mannheim, studierte die Rechte, ward 1848 Sekretär im Ministerium des Auswärtigen zu Frankfurt, ging auf Wunsch des Großherzogs Leopold mit nach Berlin, um die Intervention Preußens vorzubereiten, und nahm an den Verhandlungen teil, die zur Berufung des Erfurter Parlaments führten. Nach dem Fehlschlagen dieses Reorganisationsversuchs förderte R. die Führerschaft Preußens in Deutschland und befürwortete ein lediglich völkerrechtliches Verhältnis zu Österreich. In Baden wirkte er 1859 für die Gründung einer liberalen Partei, half nach dem Abschluß des badischen Vertrags mit Rom die Regierung stürzen und wurde 1861 Minister des Auswärtigen und des großherzoglichen Hauses, trat aber 1865 zurück, da er für die Augustenburger eintrat und nicht zu Preußen in Gegnerschaft treten wollte. Ende April 1866 rief ihn Bismarck nach Berlin, um seine Meinung über eine Beeinflussung der öffentlichen Meinung in Süddeutschland zugunsten Preußens vor dem Kriegsbeginn und über eine künftige Verfassung zu hören. Später verließ er Karlsruhe, siedelte nach Bonn und schließlich nach Freiburg i. Br. über. Dem Zollparlament gehörte R. 186869 und dem Reichstag 187173 an und übernahm 1871 (bis zur Eröffnung im Mai 1872) die Organisation der Reichsuniversität Straßburg, deren philosophische Fakultät ihn 1905 zu seinem 80. Geburtstag zum Ehrendoktor ernannte. Er war vertrauter Ratgeber des Kronprinzen, spätern Kaisers Friedrich, und hat dessen Proklamation vom 12. März 1888 verfaßt. Reichstagskandidaturen hat R. nach 1873 wiederholt abgelehnt und sich auch sonst seitdem vom öffentlichen Leben ferngehalten. Vgl. Max, Freiherr von Roggenbach, Chronik der freiherrlichen Familie von R. (Freib. i. Br. 1888).