[64] Rokitansky, Karl, Freiherr von, Mediziner, geb. 19. Febr. 1804 in Königgrätz, gest. 23. Juli 1878 in Wien, studierte in Prag und Wien und wurde 1828 Assistent der pathologisch-anatomischen Anstalt und 1834 Professor der pathologischen Anatomie in Wien. 1875 trat er in den Ruhestand. R. versah auch die Funktionen des Prosektors des großen Wiener Krankenhauses und des gerichtlichen Anatomen für Wien und brachte auf diese Weise ein unermeßliches Material von Beobachtungen zusammen, das er in seinem »Lehrbuch der pathologischen Anatomie« (Wien 1842 bis 1846, 3 Bde.; 3. Aufl. 185561) verarbeitete. Wie die frühern Humoralpathologen, legte er das Hauptgewicht auf das Blut und dessen Veränderungen als die nächsten Krankheitsursachen. In einer primären »Blutkrase« suchte er die Ursachen der meisten konstitutionellen Übel und unterschied eine Typhuskrase, Tuberkelkrase etc. Durch R. wurde das Mikroskop zu dem wichtigsten pathologischen Forschungsmittel. Vor allem verlieh er der pathologischen Anatomie zuerst auf deutschem Boden allgemeine Bedeutung, machte sie zum Fundament einer pathologischen Physiologie und zur Grundlage der naturwissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiete der Medizin. Auf dem durch ihn gelegten Grund wurde von Skoda, Hebra, Oppolzer u.a. das Gebäude der neuern Diagnostik, der physiologischen Pathologie und Therapie ausgerichtet und der Ruf der Wien-Prager Schule gegründet. Er schrieb noch: »Die Defekte der Scheidewände des Herzens« (Wien 1875). Vgl. die Denkschrift »Rokitansky« (Wien 1874).