Rose [4]

[143] Rose (Rotlauf, Flugfeuer, Hautrose, Erysipelas), eine flächenhaft ausgebreitete Hautentzündung, die sich durch ihre Rosenröte, durch Schwellung und Schmerzhaftigkeit, durch ihr Fortkriechen oft über große Körperflächen auszeichnet und meist mit Fieber[143] verbunden ist. Kein Körperteil ist verschont von der R., doch tritt sie vorzugsweise am Kopf und Gesicht (Kopf- und Gesichtsrose) auf. Im gewöhnlichen Verlauf steigert sich die Entzündung und das Fieber etwa 8–13 Tage lang, dann schwillt der kranke Teil ab, das Allgemeinbefinden bessert sich, und nach einer Abschuppung tritt völlige Heilung ein. Die R. ist ein häufig vorkommendes Leiden, sie beruht auf dem Eindringen von Mikroorganismen vom Stamm der Streptokokken in die Lymphgefäßspalten der Haut, seltener der Schleimhäute. Die Eintrittspforten der Bakterien waren früher häufig die durch Operationen erzeugten Wunden (Wundrose, Erysipelas traumaticum), was jetzt, dank der fortgeschrittenen Methoden der Wundbehandlung, selten geworden ist. Über Impfrotlauf (Impferysipel) s. Impfung. Häufiger sind kleine vernachlässigte Hautverletzungen, Abschürfungen u. dgl. die Eintrittsstelle, am häufigsten kleine Haut- und Schleimhautwunden am Naseneingang. Durch Abhebung der Oberhautschicht durch ausgeschwitzte Blutflüssigkeit entsteht manchmal die Blasenrose (E. bullosum), durch Eiterung kann sich der anfangs durchsichtige Blaseninhalt trüben. In schweren Fällen kann die Entzündung in Brand (E. gangraenosum) übergehen. Der Verlauf ist meist günstig, die Sterblichkeit beträgt 4–5 Proz. (vorwiegend Neugeborne, Wöchnerinnen, Greise, Säufer). Durch Allgemeininfektion des Organismus kann tödliche Blutvergiftung (Sepsis) entstehen, Fortpflanzung der Entzündung durch die Blutgefäßlöcher der Hirnschale kann eiterige Hirnhautentzündung herbeiführen. Sofern nachweisbare Verletzungen vorliegen, ist sorgfältigste Wundbehandlung erforderlich, ferner ist gute Luft, kühle Bedeckung und fieberwidrige Behandlung angezeigt. Die Schmerzhaftigkeit wird mit Auflegen von Eisbeuteln bekämpft, da ein zuverlässiges Mittel, die Ausbreitung der Bakterien zu verhindern, noch nicht gefunden ist. Sobald Eiterung oder Brand beginnt, müssen lange Einschnitte gemacht werden, kurz, es treten dann alle Mittel der chirurgischen Behandlung ein, die unter Umständen sogar in der Amputation ganzer Glieder ihren Abschluß finden muß. Vgl. Lenhartz, Erysipelas (in Nothnagels »Pathologie und Therapie«, Wien 1899). – Als falsche R. (E. spurium oder Pseudoerysipelas) bezeichnet man eine Hautröte, die zwar einer rosenartigen Entzündung ähnlich war, aber nichts mit deren Ursachen gemein hatte, sondern durch Insektenstiche, Hitze u. dgl. hervorgerufen wird. Andre gebrauchen Pseudoerysipelas als gleichbedeutend mit Phlegmone (s. d.). Mailändische oder Asturische R., soviel wie Pellagra.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 143-144.
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