[151] Rosenkreuzer heißen die Mitglieder einer theosophischen Geheimgesellschaft, die namentlich in Preußen zu Ende des 18. Jahrh. großen Einfluß besaß. Der Name wird zuerst von dem protestantischen Theologen Andreä (s. Andreä 2) in drei anonymen Flugschriften: »Fama Fraternitatis des löblichen Ordens der R.« (Kassel 1614), »Konfession der Societät der R.« (das. 1613) und »Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreutz« (1616) gebraucht, die als Satiren auf die[151] Alchimisten und Astrologen gemeint waren. Ihre Wirkung war gerade gegenteilig, denn die als Übertreibung dargestellten Ideen fanden wirklich Anhänger, die seit 1622 in Holland Gesellschaften bildeten. Andreä nannte sich einen Ritter vom Rosenkreuz, weil er ein Andreaskreuz mit vier Rosen (den Symbolen der Geheimhaltung) in seinem Petschaft führte, woraus das Wappen der spätern R. (Andreaskreuz und Rose mit der Umschrift: »Crux Christi Corona Christianorum«) hervorgegangen ist. Die Mitglieder der alten, von Holland aus verbreiteten Gesellschaft, die übrigens nicht viel Anhänger fand, nannten sich »wahre« oder »echte« R., später auch »R. alten Systems« (so in der anonymen Schrift »Der R. in seiner Blöße«, Amsterd. 1781), und bis zur Mitte des 18. Jahrh. taucht der Name auch sonst immer wieder bei Gauklern auf. Um 1765 traten in Süddeutschland neue R. auf; für die Verbreitung ihrer Gesellschaft traten besonders die Ärzte Schleiß von Löwenfeld zu Sulzbach und Doppelmeyer zu Hof ein. Die bald zahlreichen Anhänger des Ordens huldigten katholischen Grundanschauungen, die Organisation war der des Jesuitenordens nachgebildet, und alchimistische Spielereien wurden getrieben. Bedeutung hat die Rosenkreuzerei dadurch gewonnen, daß der preußische Minister Wöllner (s. d.) und Bischofswerder (s. d.) der Gesellschaft angehörten. G. Schrepfer in Leipzig und Cagliostro gaben sich als Agenten des mit geheimen Kenntnissen ausgerüsteten Rosenkreuzerbundes aus und verübten in dieser Maske einträgliche Schwindeleien. Vgl. auch Péladan. Im schottischen Titusorden ist der Ritter oder Prinz vom Rosenkreuz (le souverain prince Rosecroix) der 18. Grad, eine Erinnerungsfeier des Todes und der Auferstehung Jesu in katholisch-religiöser Weise. Vgl. E. Sierke, Schwärmer und Schwindler des 18. Jahrhunderts (Leipz. 1874); Waite, The real history of the Rosicrucians (Lond. 1887); Philippson, Preußisches Staatswesen vom Tode Friedrichs des Großen bis zu den Freiheitskriegen, Bd. 1 (Leipz. 1880). Viele Rosenkreuzeriana verzeichnet der Antiquariatskatalog N. S., Nr. 121, von T. O. Weigel (Leipz. 1906).