[628] Sátyru (Satyri), im griech. Mythus Feld- und Waldgeister im Gefolge des Dionysos, nach einigen Söhne des Hermes oder des Silenos, mutwillige, geile, trunksüchtige Gesellen von ungeschlachter Gestalt, mit struppigem Haar, Stulpnase, langen Spitzohren und Ziegenschwanz oder Pferdeschweif. Sie treiben[628] ihr Wesen in Wald und Flur, zechend und berauscht, jagend, musizierend, mit den Nymphen tanzend oder sie verfolgend, den Menschen geneigt allerlei
Schabernack zu spielen. Jüngere S. heißen Satyrisken. Spätere Zeit verwechselt die S. oft mit den Panisken und legt ihnen Hörner und Bocksfüße bei; römische Dichter identifizieren sie auch mit den Faunen.
Die griechische Kunst kennt in älterer Zeit nur bärtige S., in denen das Tierische oft zum häßlich Grotesken ausgeprägt ist. Mit der Zeit gewinnt eine jugendlichere Form Geltung, in der das Tierische nur angedeutet ist und sich oft eine schalkhafte Anmut zeigt. So in der vortrefflichen Marmorbüste der Münchener Glyptothek (Fig. 1), von ihren zufälligen Flecken il fauno colle macchie genannt. Den schönsten Typus bildete Praxiteles aus, auf den der an den Baumstamm gelehnte, träumerische Satyr (Fig. 2), der in vielen Kopien erhalten ist (die beste der Torso im Louvre zu Paris), zurückgeht, sowie der auch in zahlreichen Nachbildungen (z. B. in Dresden und Berlin) vorhandene Satyr als Mundschenk, die Kanne erhebend, um in das Trinkhorn einzugießen.