Saint-Victor

[453] Saint-Victor (spr. ßäng-), Paul Binsse de, Graf, franz. Schriftsteller, geb. 11. Juli 1825 in Paris, gest. daselbst 9. Juli 1881, trat 1851 unter der Ägide Lamartines, dem er zuvor als Sekretär gedient hatte, als Theaterkritiker in die Redaktion des »Pays« ein und ging 1855 in gleicher Eigenschaft zu der »Presse« und später zur »Liberté« über. Seine Wochenfeuilletons und seine »Salons« (Kritiken der alljährlichen Kunstausstellung) verschafften ihm bald den Ruf eines Sachkenners und glänzenden Stilisten, nur daß sein Bilderreichtum zuweilen in Manier ausartet. Diese [453] Eigenschaften bewährte er auch in seinen beiden Hauptwerken: »Hommes et dieux« (1867, 4. Aufl. 1872), historisch-ästhetische Studien, unter denen besonders ein Essay über die »Venus von Milo« hervorragt, und »Les deux masques, tragédie-comédie« (1880 bis 1883, 3 Bde.; deutsch von Carmen Sylva, Berl. 1899–1900, 3 Bde.), einer unvollendet gebliebenen Arbeit über die antike und moderne Bühne. Noch erschienen von ihm: »Les femmes de Goethe« (1869), »Victor Hugo« (1885, neue Ausg. 1892), »Anciens et Modernes« (1886), »Le théâtre contemporain: E. Augier, A. Dumas fils« (1889). S. gehörte fast allen Ausstellungsjuries an und bekleidete seit 1870 das Amt eines Generalinspektors der schönen Künste. Vgl. Delzant, Paul de S. (Par. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 453-454.
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