Schönerer

[2] Schönerer, Georg, österreich. Politiker, geb. 17. Juli 1842 in Wien, widmete sich der Landwirtschaft, die er auf seinem Gute Rosenau bei Zwettl in Niederösterreich mit bedeutendem Erfolg praktisch betätigte. 1873 wurde er zum Reichstagsabgeordneten gewählt und trat in extrem nationaler Richtung für die Sache der Deutschen auf; ja, er sprach sogar von dem steigenden Wunsche der deutschen Bevölkerung Österreichs, mit dem Deutschen Reiche vereinigt zu werden. Doch beeinträchtigte er seine Wirksamkeit durch maßlose Übertreibungen und Vorurteile, besonders durch antisemitische Agitation, namentlich unter der Studentenschaft, und geriet wiederholt mit den Gerichten in Konflikt. Wegen gewaltsamen Eindringens in das Lokal des Neuen Wiener Tagblattes, das eine verfrühte Nachricht vom Tode Kaiser Wilhelms I. gebracht hatte, ward er 5. Mai 1888 zu vier Monaten Kerker, Verlust des Adels (er besaß den Titel »Ritter von«) sowie des Abgeordnetenmandats verurteilt. 1897 und 1901 von neuem gewählt, wurde er Führer der »Alldeutschen Partei«. Er ist einer der Hauptförderer der »Los von Rom-Bewegung« und trat selbst zum protestantischen Glauben über. 1904 verzichtete er auf die Würde eines Ehrenbürgers von Eger, wo er lange seinen mächtigsten Anhang besessen hatte, weil die Gemeindevertretung den in Karlsbad weilenden Kaiser begrüßte. Sein Organ ist die Zeitschrift »Unverfälschte deutsche Worte«; auch erschienen von ihm unter anderm: »Zwölf Reden« (Wien 1886) und »Fünf Reden« (das. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 2.
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