Schmerle

[888] Schmerle (Cobitis L., Misgurnus Lac.), Gattung der Edelfische aus der Familie der Karpfen (Cyprinidae), Fische mit langgestrecktem Körper, kleinem, schuppenlosem Kopfe, von wulstigen Lippen und Barteln umgebenem Munde, mit zahlreichen spitzigen Zähnen einreihig besetztem Schlundknochen, den Bauchflossen gegenüberstehender Rückenflosse, kurzer Afterflosse und kleinen Schuppen. Der Schlammbeißer (Schlammpitzger, Wetterfisch, Bisgurre, Moorgrundel, Grundedel, Misgurnus fossilis Lac., Cobitis fossilis L., s. Tafel »Fische II«, Fig. 3), bis 30 cm lang, mit sehr gestrecktem, schwärzlichem, gelb und braun gestreiftem, unterseits hellerm, schwarz getüpfeltem, sehr beweglichem und schlüpfrigem Körper, zehn Barteln am Mund und kleinen Flossen, von denen Rücken- und Schwanzflosse schwarzbraun gefleckt sind, findet sich in Flüssen und Seen Mittel- und Osteuropas mit schlammigem Grunde, verbirgt sich winters im Schlamm und, wenn das Wasser austrocknet, auch sommers, da er vermöge eigentümlicher Darmatmung lange außerhalb des Wassers zu leben vermag. Vor Ausbruch eines Gewitters ist er sehr unruhig und wird deshalb als Wetterprophet gehalten. Er nährt sich von Gewürm, Fischlaich und vermoderten Pflanzenteilen, laicht im April und Mai, pflanzt sich aber nicht stark fort, obgleich die Zahl der Eier 140,000 beträgt. Der Steinpitzger (Dorngrundel, C. taenia L.), 10 cm lang, orangegelb mit schwarzen Flecken und Linien, bewohnt Mitteleuropa von der Ost- und Nordsee bis Dalmatien, von Großbritannien bis Rußland, ist überall seltener als die S., laicht im April bis Juni; sein Fleisch ist wenig geschätzt. Die S. (Bartgrundel, C. barbatula L., s. Abbildung), bis 15 cm lang, mit wenig gestrecktem, walzenförmigem Körper und sechs Bartfäden, ist auf dem Rücken dunkelgrün, an den Seiten gelblich, unterseits hellgrau, auf Kopf, Rücken und an den Seiten braunschwarz gefleckt und gestreift, an Rücken-, Schwanz- und Brustflosse gefleckt.

Schmerle (Cobitis barbatula).
Schmerle (Cobitis barbatula).

Sie findet sich weitverbreitet in Europa, besonders in Sachsen, Brandenburg, Hessen, in der Schweiz und Tirol, in seichten, schnell fließenden Bächen mit sandigem Grunde, ruht am Tag unter Steinen verborgen und geht nachts ihrer Nahrung nach, die aus Würmern, Insekten, Laich und Pflanzenstoffen besteht; sie laicht im März und April, und das Männchen hält bei den in einer Grube abgelegten Eiern Wache. Sie ist außer dem Wasser äußerst hinfällig. Ihr Fleisch ist sehr wohlschmeckend, wenn es sofort nach dem Tode des Tieres zubereitet wird, und man züchtet sie deshalb in kleinen Wasserlöchern mit beständigem Zu- und Abfluß.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 888.
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