Schwenckfeld

[202] Schwenckfeld, Kaspar von, Gründer einer protestantischen Sekte, geb. 1489 in Ossig bei Liegnitz aus dem altadligen Geschlecht Ossig, gest. 10. Dez. 1561 in Ulm, studierte in Köln, Frankfurt a. O. und vielleicht Erfurt, war Hofjunker an mehreren Höfen, dann Rat beim Herzog von Liegnitz, schloß sich 1517/18 der Reformation an und tat viel für deren Einführung in Liegnitz. Bald aber stellte er eine eigne Abendmahlsfeier auf (1525), predigte das »innere Wort« (1527), zerfiel mit der kirchlichen Christologie und mit Luthers Lehre von der Rechtfertigung, faßte diese als einen religiös-sittlichen Prozeß, sprach in der Weise der Mystiker von »geistlichem Fühlen« der Gnade Gottes und berief sich auf fortwährende göttliche Eingebung. Deshalb 1529 freiwillig aus seinem Vaterland geschieden, verweilte er 1529–34 in Straßburg. Zuletzt irrte er unter Anfechtungen in Schwaben, wo ihn Herzog Ulrich duldete, sowie am Rhein umher. Seine Schriften und Briefe erschienen gesammelt 1564 ff. in 4 Bänden. Seit 1539 etwa bildeten seine Anhänger, nach ihm Schwenckfeldianer genannt, in Schlesien abgesonderte Gemeinden. Von den Jesuiten sehr bedrückt, wanderten viele 1725 in die Lausitz, wo Zinzendorf (s. d.) sie für die Brüdergemeinde gewann, andre 1734 nach Maryland und Philadelphia, wo sie noch jetzt fortbestehen und unter eignen Geistlichen mit besondern Bethäusern sich den Ruf der Tätigkeit, Mäßigkeit und Rechtlichkeit erworben haben. Vgl. Kadelbach, Ausführliche Geschichte K. v. Schwenckfelds und der Schwenckfelder (Lauban 1861); Hampe, Zur Biographie K. v. Schwenckfelds (Jauer 1882); F. Hoffmann, K. Schwenckfelds Leben und Lehre (Teil 1, Berl. 1897); Grützmacher in der »Realenzyklopädie für protestantische Theologen und Kirche« (3. Aufl., Bd. 18, S. 72 ff.); Kriebel, The Schwenckfelders in Pennsylvania (Lancaster 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 202.
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