Schwertstab

[209] Schwertstab (Schwertpfahl, Dolchstab), in Westeuropa (Spanien, Seealpen, Irland, Britannien, Ungarn), besonders aber in Norddeutschland zwischen Weser. Weichsel und Mittelgebirge vorkommende, nicht eben häufige, urgeschichtliche Waffe in der Form eines rechtwinklig auf einem Stabe (Pfahl) befestigten Schwertes oder Dolches (s. Tafel »Kultur der Metallzeit II«, Fig. 16). Bei den ältesten, zum Teil noch der Kupferzeit angehörenden Schwertstäben besteht der Schaft noch aus Holz, die Klinge aus Kupfer oder zinnarmer Bronze; später erscheinen die Schäfte ganz oder doch teilweise aus Bronze. Sie sind dann meist unten hohl. Die Befestigung der Klinge erfolgte in der Kupferzeit durch Vernieten in dem Holzstabe; die Bronzeschwertstäbe hingegen bestehen aus zwei Metallteilen, die durch einfaches Überziehen der Verbindungsstelle mit flüssigem Erz vereint werden. Aus diesem Grunde vor allem darf man die bronzezeitlichen Schwertstäbe auch nicht als eigentliche Waffe mehr ansprechen, was sie ursprünglich sicher gewesen sind. Lindenschmit hält sie für Kultusgeräte, wie Sinnbilder des Schwertgottes Ziu (vgl. Jodute). Die erste Herstellung der Schwertstäbe ist anscheinend bei den alten Iberern erfolgt, denn alle westeuropäischen Funde bestehen aus Kupfer. Vgl. Friedel in der »Zeitschrift für Ethnologie«, Bd. 8 und 9 (Berl. 1876 u. 1877); Lindenschmit, Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit, Bd. 3 (Mainz 1877); Montelius, Die Chronologie der ältesten Bronzezeit (Braunschw. 1900), auch im »Archiv für Anthropologie«, Bd. 25 u. 26 (das. 1897 ff.); Jähns, Entwickelungsgeschichte der alten Trutzwaffen (Berl. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 209.
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