Sella

[323] Sella, Quintino, ital. Staatsmann, geb. 7. Juli 1827 in Mosso bei Biella, gest. 14. März 1884, studierte in Turin, bereiste Frankreich, England und Deutschland, wurde Professor der Geometrie und Direktor des Mineralogischen Museums in Turin und lieferte zahlreiche Untersuchungen namentlich über die Kristallgestalt der Mineralien, des Bors und vieler Salze. 1860 wurde er in die Deputiertenkammer gewählt und schloß sich an Cavour an. Bereits 1862[323] Finanzminister im Ministerium Rattazzi, wareres zum zweitenmal 18. Sept. 1864 bis 31. Dez. 1865 unter Lamarmora; damals führte er die Vermögens- und die Mahlsteuer ein, wodurch er sich viele Angriffe zuzog. Im Dezember 1869 übernahm er zum drittenmal im Kabinett Lanza das Finanzministerium und bemühte sich mit Erfolg, das Defizit aus dem Staatshaushalt zu beseitigen; auch bewährte er sich in andern politischen Fragen als tüchtiger und parlamentarisch geschulter Staatsmann. Die Nichtberatung einiger von ihm beantragter Steuervorlagen durch die Kammer bewog ihn, mit dem ganzen Ministerium im Juli 1873 seine Entlassung zu nehmen, worauf er an die Spitze der Opposition trat. Nach dem Sturz der Consorteria, unter deren Führern er einer der begabtesten gewesen war, bemühte er sich 1876 eifrig, aber ohne Erfolg, um eine Rekonstruktion der gemäßigten Partei. Er reorganisierte die Accademia dei Lincei, deren Präsident er wurde, und gründete den Italienischen Alpenklub. Vgl. A. W. Hofmann, Zur Erinnerung an Quintino S. (Berl. 1886); Guiccioli, Quintino S. (Rovigo 1887–88, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 323-324.
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