Champagne [1]

[872] Champagne (spr. schangpannj'), 1) Landschaft und ehemalige Provinz in Frankreich, nördlich von Belgien, östlich von Lothringen und Franche-Comté, südlich von Burgund und westlich von Ile-de-Franee und Orléanais begrenzt (s. die Geschichtskarte zu »Frankreich«), umfaßte etwa 25,900 qkm (470 QM.) mit 1,200,000 Einw. und ward bei der neuen Einteilung in die Departements Marne, Obermarne, Aube und Ardennen zerteilt, während kleinere Stücke an die Departements Yonne, Aisne, Seine-et-Marne und Maas übergingen. Man unterschied als Hauptteile: Niederchampagne mit den Distrikten eigentliche C. (Troyes), Vallage (Joinville), Bassigny (Langres) und Sénonais (Sens), Oberchampagne mit den Distrikten Rémois (Reims), Perthois (Vitry), Rethelois (Rethel), Fürstentum Sedan (Sedan) und die Brie Champenoise (Meaux). Der Osten und die Mitte des Landes, die sogen. C. pouilleuse (lausige C.), sind durchgängig unfruchtbar; dagegen ist der westliche Teil der C. sehr fruchtbar und dicht bevölkert. Die Bewohner (Champenois) sind ein starker, kriegerischer, naiver, aber auch boshafter Menschenschlag, dessen Schwerfälligkeit und rauhes Wesen an die germanische Abstammung erinnern. Bei den übrigen Franzosen stehen sie im Ruf der Dummheit. – Die C. hat ihren Namen von campus (»Blachland«). Vor dem Einfall der Römer war sie von den gallischen Stämmen der Remer, Trikassen, Melden, Lingonen und Sennonen bewohnt, bildete in der Römerzeit einen Teil von Gallia Lugdunensis und Belgica und wurde in der Völkerwanderung teils von den Franken, teils von den Burgundern besetzt. Bei der Teilung des fränkischen Reiches unter Chlodwigs Söhne kam sie zum Königreich Austrasien und wurde von 570–714 von Herzögen regiert. Diesen folgten seit 943 unter französischer Oberlehnshoheit erbliche Pfalzgrafen. Durch die Vermählung Philipps IV. mit Johanna, der Erbin des Königreichs Navarra, der C. und Brie, kam die C. 1284 an Frankreich und ward mit diesem 1361 auf immer vereinigt. Während des Feldzugs von 1792 war die östliche, im Feldzug von 1814 die westliche C. vorzüglich der Kriegsschauplatz. Vgl. Debercy, Recherches sur in C. (Troyes 1832); d'Arbois de Jubainville, Histoire des ducs et des comtes de C. (Par. 1859–1869, 7 Bde.); Poinsignon, Histoire générale de la C. (Chalons-sur-Marne, 2. Aufl. 1898, 3 Bde.). – 2) Franz. Landschaft im S. der untern Loire, von den Flüssen Cher und Indre in ihrem Unterlauf begrenzt, ist im nordwestlichen Teil (in der Touraine) fruchtbar und gut angebaut, im südöstlichen (in Niederberry) unfruchtbar, wasserarm und wird meist als Weideland benutzt. Der Name ist schon im 17. Jahrh. üblich. – 3) Landschaft im franz. Depart. Charente, muschen der Charente und ihrem linken Zufluß Né, hat Kreideboden und ist wegen ihrer Branntwein fabrikation berühmt (vgl. Cognac).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 872.
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