[475] Silvester (Sylvester), Name von drei Päpsten: 1) S. I., Heiliger, 314335, soll der Sage nach den Kaiser Konstantin d. Gr. getauft haben. Die Urkunde über die angebliche Konstantinische Schenkung an S. und die römische Kirche ist eine Fälschung des 8. Jahrh. Fest: 31. Dezember, daher Silvestertag (Silvesterabend).
2) S. II., 9991003, vorher Gerbert, geb. 947 in Aquitanien, gest. 12. Mai 1003, erhielt den ersten Unterricht in dem Kloster Aurillac in der Auvergne (wo ihm 1851 eine Statue errichtet wurde), setzte seine Studien in der Mark Barcelona fort, kam 970 mit dem Markgrafen nach Rom, ging 972 nach Reims und leitete zehn Jahre die dortige Schule. Kaiser Otto II. ernannte ihn 982 zum Abt von Bobbio, doch kehrte er 984 nach Reims zurück und wirkte von hier aus für die bestrittene Thronfolge Ottos III. 991 ward er zum Erzbischof von Reims gewählt, vermochte sich aber auf die Dauer nicht zu behaupten und ging 997 nach Deutschland. Otto III. berief ihn als Lehrer und Berater an seinen Hof, erhob ihn 998 zum Erzbischof von Ravenna und ließ ihn 999 zum Papst wählen. An Ottos Plan, der Erneuerung eines wirklich römischen Reiches, nahm er eifrig teil und überlebte seinen kaiserlichen Freund nur kurze Zeit. S. war vielleicht der gelehrteste Mann seiner Zeit; insbes. die Mathematik, die Astronomie und die Musik haben ihm viel zu verdanken gehabt. Spätere Sagen ließen ihn einen Bund mit dem Teufel geschlossen haben. Seine Werke gab Olleris (Clermont 1867), seine für die Geschichte sehr lehrreichen Briefe J. Havet (Par. 1889) und Bubnov (Petersb. 188889, 2 Bde.) heraus (vgl. Lair, Études critiques sur divers textes des X. et XI. siècle, Bd. 1, Par. 1899), Bubnov auch die »Opera mathematica« (Berl. 1899). Vgl. Hock, Gerbert oder Papst S. II. und sein Jahrhundert (Wien 1837); Büdinger, Über Gerberts wissenschaftliche und politische Stellung (Kaff. 1851); Werner, Gerbert von Aurillac (Wien 1878); Schulteß, Papst S. II. als Lehrer und Staatsmann (Hamb. 1891); Picavet, Gerbert, un pape philosophe (Par. 1897); Lux, Papst Silvesters II. Einfluß auf die Politik Kaiser Ottos III. (Bresl. 1898); über die Sagen vgl. A. Graf in der »Nuova Antologia«, 1890, S. 220250, und Schulteß, Die Sagen über S. II. (Hamb. 1893).
3) S. III. ward 1044 von einer Gegenpartei an Stelle Benedikts IX. gewählt, aber auf der Synode von Sutri 1046 abgesetzt.