Skopzen

[530] Skopzen (Skopets, Skoptsi, »Verschnittene«), eine geheime religiöse Sekte in Rußland, um 1770 von dem Bauern Seliwanow (gest. 1832) in Petersburg als Abzweigung von den Chlysten (s. d.) gegründet. Sie erwarten die Wiederkehr ihres Stifters[530] als Messias, der sein Reich in Rußland ausrichten und alle Gewalt der Erde an die »Heiligen« und »Jungfräulichen« überantworten wird. Die Aufgabe ist daher, sich durch die Selbstverstümmelung (Auslösung der Hoden und Brüste) das Himmelreich zu erwerben, wobei sie sich auf Matth. 19,12; Luk. 23,29 berufen. Weil es nach Offenb. 7,9 solcher Geschlechtslosen 144,000 sein müssen, ehe der Messias erscheint, treiben die S. sehr eifrig Propaganda, namentlich in Moskau, St. Petersburg, Morschansk, Odessa sowie in Jassy und Bukarest in Rumänien. Die scharfen Verfolgungen der Regierung haben aber die einst bedeutsame Sekte auf geringe Reste reduziert. Ihre Zahl läßt sich, da die Sekte geheim ist, nicht bestimmen. Die der ermittelten S. wurde 1871 zu 5444 (darunter 1465 Weiber) angegeben. Vgl. Raskolniken und Pelikan, Gerichtlich-medizinische Untersuchungen über das Skopzentum (a. d. Russ., Gieß. 1876); Pfizmaier, Die Gottesmenschen und S. in Rußland (Wien 1883); Graß, Die geheime heilige Schrift der S. (Leipz. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 530-531.
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