Messīas

[663] Messīas (aramäisch, v. hebr. Maschiach, entsprechend dem griech. Christus, »der Gesalbte«; s. Salbung), im Alten Testament der von den Israeliten der spätern Königszeit erwartete gottgesandte Retter, der ein theokratisches Weltreich gründen sollte, wobei den Propheten die einst unter David eingenommene Weltstellung, Israels Zukunftstypus, vorschwebte (messianische Weissagungen). Anfangs waren diese Hoffnungen rein politischer Natur und vielfach geradezu dem partikularistischen Egoismus des Volksgeistes dienstbar. Ein religiöser Kern lag insofern darin beschlossen, als die Hoffnung auf dereinstige Weltherrschaft des Volkes Israel zugleich auch die Hoffnung auf Vollendung des Dienstes und der Verehrung Gottes umfaßte. Der Gründer dieses irdischen Gottesreichs wird als ein zweiter David, also zwar als ein wirklicher Mensch, dabei aber freilich auch als Repräsentant und Stellvertreter, d. h. als »Sohn«, Gottes gedacht (Psalm 2,7). In den spätern Zeiten des jüdischen Staates trat das persönliche Messiasbild vielfach auffallend zurück hinter dem allgemeinen Gedanken des Gottesreichs und der jüdischen Weltherrschaft; fast nur in der apokalyptischen Geheimliteratur erfuhr es noch eine Weiterbildung (s. Menschensohn). Über sein Wiederaufleben im Christentum s. Jesus Christus und Christologie. Die Lehre der rabbinischen Theologie vom M. ist nie einheitlich ausgestaltet gewesen. Ziemlich allgemein kehrt aber der Gedanke wieder, daß in den letzten Zeiten vor der Erscheinung des M. sich alle Übel und Schrecken der Natur und des Menschenlebens bis zum allerhöchsten Maße steigern und damit auch erschöpfen; sie heißen die Messiaswehen. Vgl. Hilgenfeld, M. Judaeorum (Leipz. 1869); Anger, Vorlesungen über die Geschichte der messianischen Idee (das. 1873); Riehm, Die messianische Weissagung (2. Aufl., Gotha 1885); Hitzig, Vorlesungen über biblische Theologie und messianische Weissagungen des Alten Testaments (Karlsr. 1880); Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, Bd. 2 (3. Aufl., Leipz. 1898); Baldensperger, Die messianisch-apokalyptischen Hoffnungen des Judentums (3. Aufl., Straßb. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 663.
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