[732] Spiegelinstrumente (Reflexionsinstrumente), Vorrichtungen zum Messen von Winkeln mit gewöhnlich zwei Spiegeln, von denen der eine nur halbhoch (zum Durchsehen, Okularspiegel), der andre in ganzer Fläche (Objektivspiegel) mit Amalgam belegt ist. Entweder stehen beide fest einander schräg gegenüber auf der hohen Kante, oder der eine ist drehbar. Der vom Beobachtungsobjekt B ausgehende Strahl trifft den Objektivspiegel, wird von ihm in den Okularspiegel und von diesem in das dem Okularspiegel gegenübergestellte Beobachterauge O gelenkt. Bei parallelen Spiegelflächen sind Eingangsstrahl (in den Objektivspiegel) und Ausgangsstrahl (aus dem Okularspiegel ins Auge) ebenfalls parallel, der Winkel beider Strahlen gleich Null, d. h. man sieht durch den Glasteil des Okularspiegels das Objekt B im Original und darunter im Spiegelteil desselben Spiegels dasselbe Objekt im Bild. Sind die Spiegelflächen divergierend gestellt, so bilden Ein- und Ausgangsstrahl einen doppelt so großen Winkel als die beiden Spiegel. Man kann, auf diesem Satz fußend, also den Winkel AOB messen, den die Sehstrahlen des Auges O direkt über den Okularspiegel nach einem Objekt A mit dem eingespiegelten Objekt B bilden (wobei das Instrument selbst im Vergleich zu der Länge der Absehlinien im Feld als unendlich klein, gleich einem Punkt O gedacht werden kann, d. h. die Parallaxe des Instruments fällt weg). Es kommt also darauf an, den Divergenzwinkel beider Spiegel oder, wenn einer davon feststeht, den Achsendrehungswinkel des andern zu kennen; dies geschieht mittels eines an der Achse befestigten Radius (Alhidade), der an einem Gradbogen der Grundfläche des Instruments entlang geführt wird. 1) Unvollkommene S. a) Der einfache Winkelspiegel oder Spiegelwinkel zum Absehen und Abstecken rechter Winkel (z. B. Ordinatenabsteckung von einer Grundlinie aus). Beide Spiegel stehen in einer Kapsel unter einem Winkel von 45° fest; dann ist, ∠ AOB = 90°. b) Das Spiegelrichtmaß (équerre à miroir): mehrere Spiegel sind so vereinigt, daß man 15, 30, 45, 60, 90° absehen kann. Das Instrument muß dicht aus Auge gehalten werden, ohne es zu drehen, und es ist zu beobachten, ob die Objektpunkte A und B genau im Okularspiegel senkrecht untereinander erscheinen (A (Original))/(B (im Spiegelbild)). 2) Vollkommene S. a) Ist der auf dem »Körper« angebrachte Gradbogen ein Sechstelkreis, so haben wir den Spiegelsextanten (s. d.), analog den Spiegelquadranten, -Oktanten, und bei Vollkreisen den Spiegelkreis. b) Ist mit der die Objektivspiegeldrehung anzeigenden Alhidade mittels mechanischer Konstruktion ein Lineal derart verbunden, daß man imstande ist, unmittelbar nach der Messung den gemessenen [732] Winkel auch graphisch aufzutragen, so bezeichnet man das Instrument als graphischen Spiegelwinkel. Sollen mit diesen Instrumenten nicht nur Horizontalwinkel, sondern auch Vertikalwinkel gemessen werden, so muß die eine Absehlinie entweder in eine natürliche Horizontfläche (Wasserspiegel) gelegt, oder am Land ein künstlicher Horizont (Quecksilber) zur Kontrolle des wagerechten Winkelschenkels geschaffen werden. Vielfache Mängel der Spiegel haben dazu geführt, gut geschliffene Glasprismen, die eine totale Reflexion hervorbringen, statt der Spiegel zu verwenden (Prismeninstrumente). Hierher gehört besonders der bei geographischen Ortsbestimmungen viel benutzte Prismenkreis von Pistor und Martins (Abbildung s. Tafel »Nautische Instrumente I«, Fig. 4). Vgl. Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (7. Aufl., Stuttg. 1890, 2 Bde.), und das vom hydrographischen Amt herausgegebene »Handbuch der nautischen Instrumente« (2. Aufl., Berl. 1890).