[939] Stephenson (spr. ßtīw'nßön), 1) George, der Hauptbegründer des Eisenbahnwesens, geb. 8. Juni 1781 in Wylam bei Newcastle als Sohn eines Kohlenarbeiters, gest. 12. Aug. 1848 in Tapton-House bei Chesterfield, arbeitete sich von einem gewöhnlichen Maschinisten zum Direktor der großen Kohlenwerke des Lords Ravensworth bei Darlington empor und baute 1814 die erste Lokomotive für das Kohlenwerk Killingworth. 1824 gründete er mit Mr. Pease aus Darlington in Newcastle eine Maschinenfabrik, und im folgenden Jahre wurde nach seinem Prinzip die erste Eisenbahn zur Beförderung von Personen zwischen Stockton und Darlington vollendet. Er gehörte zu den ersten, die hierbei die Anwendung glatter walzeiserner Schienen befürworteten und deren Konstruktion verbesserten. Die Erbauung der Liverpool-Manchester-Eisenbahn (1829) begründete seinen Ruf für immer. Seine für diese Bahn erbaute Lokomotive, der Rocket, zog ihr fünffaches Gewicht und legte 1420 engl. Meilen in der Stunde zurück. Dieser Erfolg war hauptsächlich der Einführung des eine lebhaftere Verbrennung erzeugenden Blasrohres sowie des nach einer Idee Booths, des Generalsekretärs der Gesellschaft, zu einer größern Dampfentwickelungsfähigkeit geeigneten Röhrenkessels zuzuschreiben. Von da an leitete S. den Bau der bedeutendsten Eisenbahnen in England und baute Lokomotiven für England, Amerika und den europäischen Kontinent. Er war zuletzt auch Eigentümer mehrerer Kohlengruben etc. Gleichzeitig mit Davy konstruierte er eine Sicherheitslampe für Bergwerke. Seine Statue ward in Newcastle auf der Stephensonbrücke aufgestellt. Sein Bildnis s. Tafel »Techniker II«. Vgl. Smiles, The life of George S. (neue Ausg., Lond. 1884).
2) Robert, Ingenieur, Sohn des vorigen, geb. 16. Okt. 1803 in Wilmington, gest. 12. Okt. 1859, arbeitete auf den Killingworther Werken, studierte dann in Edinburg und unterstützte seinen Vater bei dessen Unternehmungen. Er bereiste Nordamerika, begründete dort die Bergwerksgesellschaft Kolumbien, leitete in England den Bau mehrerer Eisenbahnlinien, verbesserte die Lokomotive, erbaute die unter dem Namen High Level Bridge bekannte eiserne Bogenhängwerkbrücke bei Newcastle, die in sechs Öffnungen von je 37,5 m Weite und 25,8 m Höhe den Tyne überspannt, und erfand die Tubular- oder Röhrenbrücken, die aus Blech zusammengesetzt und so weit sind, daß sie einem Eisenbahnzug die Durchfahrt gestatten. Eine Riesenbrücke dieser Art, die bekannte Britanniabrücke (s. d.), erbaute er von 184650 über den Menaikanal, indem er deren Röhren an dem Ufer zusammensetzte, auf Pontons zwischen die Pfeiler flößte und mittels hydraulischer Pressen bis zu dem Ort ihrer Bestimmung hob. Das bedeutendste Beispiel dieser Brückengattung ist die von S. entworfene, 3 km lange Viktoriabrücke bei Montreal in Kanada, die den St. Lorenzstrom in 25 Öffnungen überspannt, deren mittlere eine Weite von 100,58 m besitzt. Er galt lange als Autorität im Eisenbahnwesen. Sein »Report on the atmospheric railway-system« wurde von Weber (Berl. 1845) deutsch bearbeitet. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er in der Westminsterabtei beigesetzt. Vgl. Smiles, Lifes of George and Robert S. (8. Aufl., Lond. 1868; 1905); Jeaffreson und Pole, Life of Robert S. (das. 1864, 2 Bde.).