Tellūr

[399] Tellūr Te, chemisch einfacher Körper, findet sich in geringen Mengen gediegen bei Zalathna in Siebenbürgen und in Colorado, gewöhnlich mit Metallen verbunden, z. B. mit Gold als Schrifttellur, mit Silber als Weißtellur, mit Wismut und Schwefel als Tetradymit und mit Blei, Antimon und Schwefel als Blättererz. Einige dieser Mineralien werden auf Silber und Gold verhüttet, und aus Tellurgold oder Tellursilber gewinnt man das T. Es ist bläulichweiß, metallglänzend, blätterig-kristallinisch (hexagonal-rhomboedrisch), spröde, Atomgew. 127, e, spez. Gew. 6,24, schmilzt gegen 450°, siedet bei etwa 1400°, ist flüchtig, bildet goldgelben Dampf, oxydiert sich in sein verteiltem Zustand leicht an der Luft, verbrennt beim Erhitzen an der Luft zu farblosem, kristallinischem, wenig in Wasser löslichem Tellurigsäureanhydrid (Tellurdioxyd) TeO2 unter Verbreitung eines eigentümlichen, schwach säuerlichen Geruchs. T. löst sich mit roter Farbe in heißer Kalilauge zu Tellurkalium und tellurigsaurem Kali, scheidet sich aber beim Erkalten der Lösung wieder vollständig aus. Es löst sich mit purpurroter Farbe in konzentrierter Schwefelsäure und wird aus dieser Lösung durch Wasser als schwarzes Pulver gefällt; bei längerm Erhitzen bildet sich unter Entwickelung von Schwefliger Säure Tellursulfat Te(SO4)2; es wird von konzentrierter Schwefelsäure und Salpetersäure zu farbloser, erdiger, scharf metallisch schmeckender, Telluriger Säure H2TeO3, die in wässeriger Lösung bei 40° in Dioxyd und Wasser zerfällt, und von schmelzendem Salpeter zu farbloser, kristallinischer, metallisch schmeckender Tellursäure H2TeO6 oxydiert. Diese reagiert neutral und bildet bei 160° orangegelbes Tellurtrioxyd TeO3. Tellursaures Baryt kristallisiert mit Kristallwasser und ist in Salzsäure leicht löslich. Tellursaures Natron wurde als Mittel gegen übermäßige Schweiße empfohlen. Tellurwasserstoff H2Te ist ein farbloses, übelriechendes, sehr giftiges Gas, das sich in Alkalien mit roter Farbe löst. T. verbindet sich direkt mit den Haloiden, mit Schwefel und vielen Metallen. Die Tellurmetalle (Telluride) entstehen durch Zusammenschmelzen der Metalle mit T. oder durch Fällen ihrer Lösungen mit Tellurwasserstoff (vgl. Goldtelluride). Die Telluride verhalten sich den Sulfiden ähnlich und bilden Tellurodalze (s. Salze, S. 504). Die löslichen und namentlich die flüchtigen Tellurverbindungen erzeugen hartnäckige Erkrankungen des Nervensystems und der Augen. Nach Aufnahme von T. in den Organismus zeigen der Atem und der Schweiß sehr widerwärtigen Knoblauchgeruch. Das gediegene T. wurde von den alten Metallurgen Aurum paradoxum, Metallum problematicum genannt, Klaproth erkannte es 1798 als neues Element, und Berzelius studierte es 1832 genauer, stellte es aber zu den Metallen. Vgl. Gutbier, Studien über das T. (Leipz. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 399.
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