Tlinkit

[581] Tlinkit (Thlinkit, auch Koloschen oder Koljuschen genannt), nordamerikan. Indianervolk mit eigner Sprache, bewohnt das südöstliche Alaska vom 55.–60.° nördl. Br. und zerfällt in mehrere Stämme, unter denen die Sitka oder Schitka und die Tschilkat die bekanntesten sind. Die T. sind kräftig und wohlgebaut (s. Tafel »Amerikanische Völker I«, Fig. 2), von heller Gesichtsfarbe, gelehrig, leben von Jagd und Fischfang und treiben lebhaften Handel. Die Häuptlingswürde ist an den Besitz von Vermögen geknüpft; ehemals galten Sklaven als wertvollster Besitz. Sehr entwickelt ist das Geschlechtersystem mit weiblicher Erbfolge. Ihre Dörfer liegen meist hart am Meeresstrand und bestehen aus festen Holzhäusern, die bisweilen mit kunstvollen Schnitzereien und Wappenpfählen versehen sind. Die T. sind geschickt im Bau großer Kanus, in der Anfertigung geschnitzter Geräte aus Holz, Horn oder Stein, in der Bearbeitung von Silber und Kupfer (vgl. die Tafeln »Indianische Kultur III«, Fig. 19; »Geräte der Naturvölker I«, Fig. 14; II, Fig. 26,39 u. 43; »Wohnungen der Naturvölker II«, Fig. 17). Sie haben eine reiche Mythologie; Jelch, der Rabe, bringt den Menschen das Feuer und befreit Sonne, Mond und Sterne aus ihrem Gefängnis. Großen Einfluß besitzen die Schamanen, welche die religiösen Übungen leiten, Krankheiten beschwören und gutes Wetter machen. – Mit den Russen führten die T. blutige Kämpfe; in den letzten Jahren hat die Zivilisation unter ihnen große Fortschritte gemacht, und die alten Gebräuche, wie die Verbrennung der Toten und der Lippenpflock der Weiber, sind im Verschwinden. Nach dem Zensus von 1890 lebten in Alaska 5432 T. Vgl. Krause, Die Tlinkitindianer (Jena 1885); Niblack, The Coast Indians of Southern Alaska (Washingt. 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 581.
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