[622] Torfwolle, aus Torf gewonnene spinnbare Faser. 1890 gab Béraud in Bucklersbury bei London ein Verfahren an zur Gewinnung spinnbarer Faser aus Torf durch Behandlung desselben in Wasch- und Schlagapparaten und auf einer mit Drahtstiften besetzten[622] und mit einem Exhaustor verbundenen Trommel. Seine Béraudine ist aber hart, spröde, starr, nicht bleichbar und von äußerst geringer Spinnbarkeit. Sie eignet sich fast nur zur Herstellung einer Art Watte. Dagegen hat Geige in Düsseldorf-Grafenberg aus Torf, der wesentlich aus den Resten der Blätter von Eriophorum vaginatum besteht, eine weiche, nahezu wollige Faser von guter Festigkeit, guter Spinnbarkeit, Bleich- und Färbefähigkeit, vor allem aber von sehr großer Aufsaugefähigkeit hergestellt. Da die Fasern der T. hohl und mit Luft gefüllt sind, so leiten sie die Wärme schlecht, und daraus gefertigte Gewebe halten warm. Geige bewegt den gestochenen, resp. ausgebaggerten Torf mehrere Stunden in einer 24proz. Alkalilösung, trocknet und zerfasert ihn in einem Reißwolf und behandelt ihn dann einige Stunden in einem 0,51proz. Schwefelsäurebad von 5060°. Dann wird die Säure abgelassen, der Rückstand neutralisiert, Wasser von 3040° zugeführt und durch Hefe alkoholische Gärung eingeleitet. Man spült nach vollendeter Gärung mit warmem Wasser, behandelt die Faser in geschlossenen Kesseln unter Druck mit Äther oder Ligroin, um Harze und Fette zu lösen, wäscht dann mit reinem Wasser, kocht mit verdünnten Säuren und Alkalien, wäscht nochmals, bleicht und trocknet. Man hat diese T. als Kleiderwatte, Verbandwatte und gemischt mit andern Fasern zu Geweben, besonders zu Teppichen, Läufern, Decken, Unterlagen, Cheviot, besonders auch zu allen Fabrikaten aus groben Garnen, zu Wirkwaren (Unterkleider), Filz etc. verarbeitet. Vgl. Schatz, Der Torf als Spinn- und Webstoff (Leipz. 1899); Förster und Gürke, Über T. (das. 1899).