Vogtland

[218] Vogtland (Terra advocatorum), der Landstrich, der den ehemaligen vogtländischen Kreis des Königreichs Sachsen, gegenwärtig den südwestlichen Teil der Kreishauptmannschaft Zwickau, die reußischen Fürstentümer, das weimarische Amt Weida, das altenburgische Amt Ronneburg, den preußischen Kreis Ziegenrück und die ehemalige Landeshauptmannschaft Hof im bayrischen Regierungsbezirk Oberfranken umfaßt. Der Name V. bezeichnet das vormals reichsunmittelbare Land westlich von Meißen, weil es von Reichsvögten verwal tel wurde. Solche sind seit etwa 1000 nachweisbar, aber erblich wurde die Vogtei erst im Hause Reuß (s. d., S. 842) vor 1200. Jedoch nicht der ganze heute als V. vezeichnete Landstrich gehörte den reußischen Vögten, vielmehr saßen zahlreiche andre reichsunmittelbare Dynasten dazwischen, z. B. die Grafen von Eberstein bei Plauen, die Herren von Lobedaburg, die Grafen von Orlamünde etc., und die Markgrafen von Meißen hatten ebenfalls Streubesitz im Lande; Friedrich III. (s. Friedrich 41) vergrößerte seinen Besitz mit Gewalt, und 1371 erwarb Böhmen die Lehnsherrlichkeit über Lobenstein, wie es die über Plauen seit 1327 besaß. 1427 kam Weida durch Kauf hinzu. Als böhmisches Lehen erwarb Kurfürst Ernst (s. Ernst 14) 1466 Plauen, Ölsnitz und Adorf, und seitdem breitete sich die meißnische Herrschaft im V. immer mehr aus, wenn auch vorübergehend Verluste eintraten. Bei her Länderteilung 1485 fiel das V. an die Ernestiner, 1547 aber an Nachkommen der alten Vögte von Plauen, die erst 1569 ihre Erwerbung an Kurfürst August von Sachsen verkauften. Seitdem erst ist das V. in seiner gegenwärtigen Ausdehnung mit dem albertinischen Sachsen vereinigt. Kurfürst August, der sein Land in Kreise einteilte, bildete aus dem V. den Vogtländischen Kreis, der 1656–1718 der Nebenlinie Sachsen-Zeitz gehörte.[218] Vgl. Limmer, Geschichte des Vogtlandes (Gera 1825–28, 4 Bde.); Köhler, Volksbrauch im V. (Leipz. 1867); Bein, Industrie des sächsischen Voigtlandes (das. 1883–84, 2 Tle.); Metzner, Vogtländische Wanderungen (5. Aufl., Annaberg 1902); v. Raab, Regesten zur Orts- und Familiengeschichte des Vogtlandes, 1350–1563 (Plauen 1893–98, 2 Bde.); Simon, Das V. (Meißen 1904); Wohlrab, Das V. als orographisches Individuum (Stuttg. 1899); »Vogtländische Forschungen« (Festschrift für Kurt v. Raab, Dresd. 1904); Bibliographie von Neupert (Plauen 1908).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 218-219.
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