[364] Wanderniere (Ren mobilis, R. migrans), vorübergehende oder dauernde Lageveränderung einer oder beider Nieren, besonders der rechten, infolge einer Lockerung ihrer Kapsel und ihrer Aufhängebänder, wobei sie als ein beweglicher Körper unter dem freien Rande des Rippenbogens oder tiefer gegen den Nabel hin gefühlt wird. Die W. kommt meist bei Frauen nach Entbindungen vor; sie entsteht auch durch das Tragen fester Rockbänder und Schnürleiber, durch schwere körperliche Arbeit, nach schneller Abmagerung, häufigem Erbrechen, hartnäckigem Husten etc., wobei die Niere in dem hinter dem Bauchfell belegenen, abnorm gelockerten Gewebe hin und her gleitet; die seltenere angeborne W. liegt unter starker Verlängerung des Nierenaushängebandes in einer beutelähnlichen Ausstülpung des Bauchfelles und hat in der Bauchhöhle eine recht freie Beweglichkeit. Bisweilen macht die W. gar keine Symptome, oft aber kommt es zu Verdauungsstörungen, zu Übelkeit, häufigerm Erbrechen, bisweilen zu Schmerzen im Verlauf der Schenkel- und Hüftnerven, auch haben die Kranken in der Regel das Gefühl eines im Leibe vorhandenen beweglichen Fremdkörpers. Die Diagnose kann nur durch sorgfältige Abtastung des Leibes, wenn nötig in Narkose, gestellt werden. Die Behandlung besteht in Zurückhaltung der zunächst zurückgebrachten Niere in ihre normale Lage durch Banda gen mit Pelotte. Nützt dieses nicht, so macht man die Nierennaht (s. Nierenoperationen). Vgl. Wolkow und Delitzin, Die W. (Berl. 1899); Elmgren, Die operative Befestigung der W. (das. 1903).