[970] Zižka von Trocnow (spr. schischka), Johann, Feldherr der Hussiten, geb. um 1370 zu Trocnow im Budweiser Kreis, gest. 11. Okt. 1424 in Přibislau, entstammte einem Geschlecht, das zum niedern Adel Böhmens gehörte. In seine Jugendzeit fallen die Fehden und Kriege des böhmischen Adels unter Führung der Rosenberge gegen König Wenzel. Um 1408 erscheint Z. an denselben, und zwar als Gegner der Rosenberge und der Stadt Budweis, beteiligt. Später finden wir ihn als zum Hofgesinde König Wenzels gehörig, vielleicht Kämmerer der Königin Sophia und wohl auch zum Kriegsdienst zugezogen. Dagegen berichtet Äneas Silvius, daß er von Kindheit an am Hofe des Königs lebte und frühzeitig ein Auge verloren hatte. 1414 dürfte Z. die Stellung eines königlichen Pförtners versehen haben, die meist einem niedern Adligen verliehen wurde. Daß Z. an den Feldzügen König Wenzels, die in jene Zeit fallen, teilgenommen, ist wahrscheinlich, aber nirgends bestimmt überliefert. In den Stürmen, die in Böhmen nach Wenzels Tod (1419) ausbrachen, stellte sich Z. an die Spitze der extremen Partei. Er schuf die Haufen der Hussiten zu einem wohlgeschulten, durch die Wagenburgen geschützten Fußvolk um, schlug 14. Juli 1420 das deutsche Kreuzheer vor Prag auf den Berg zurück, der seitdem Zižkaberg heißt, und siegte entscheidend über Siegmund im Januar 1422 in der Schlacht bei Deutsch-Brod. An der Spitze der Taboriten kämpfte er sodann gegen die gemäßigten Kalixtiner, deren Besitzungen er aufs grausamste verheerte. Wiewohl er bei der Belagerung des Schlosses Raby 1421 durch einen Pfeilschuß auch sein zweites Auge verloren hatte, ordnete er doch nach der Beschreibung, die man ihm von der Gegend machte, die Heeresstellung an und entschied mit seiner »unüberwindlichen Brüderlegion« gewöhnlich den Ausgang der Schlacht. Er starb während der Belagerung von Přibislau an der Pest. Sein Leichnam wurde zuerst in Königgrätz, dann um die Mitte des 15. Jahrh. in Časlau beigesetzt und seine Lieblingswaffe, ein eiferner [970] Streitkolben, über seinem Grabmal aufgehängt. Das Grabmal selbst wurde 1623 auf kaiserlichen Befehl abgebrochen und Zižkas Gebeine fortgeschafft. 1874 wurde sein Denkmal in Přibislau enthüllt. Z. war ein ausgezeichneter Feldherr von Scharfblick, Geistesgegenwart und eiserner Festigkeit, aber wild und grausam in der Bekämpfung der Feinde seiner Nation und seines Glaubens. Poetisch wurde seine Geschichte von Alfred Meißner behandelt. Vgl. Millauer, Diplomatisch-historische Aufsätze über »Johann Z. v. T.« (Prag 1824); Wl. Tomek, Johann Zižka (deutsche Übersetzung, das. 1882).