Äthiopier

[886] Äthiopier (Äthiŏpes, d.i. die von der Sonne Verbrannten), bei den Griechen viele verschiedenartige Völker, in OAfrika u. SWAsien, die sich bes. durch dunkle od. ganz schwarze Farbe auszeichneten. Die Jahrbücher der ägyptischen Priester kennen sie schon, u. die Völker am Euphrat u. Tigris durchflochten die Erzählungen von ihren Helden u. Heldinnen mit äthiopischen Dichtungen. Auch in der frühesten griechischen Mythologie kommen sie vor. Das Land der Ä., welches von Sidon bis an das Rothe Meer. u. östlich bis Babylonien u. Persien reichte, hieß eigentlich Jopia. Am längsten wurde der südliche Theil der Küste Phöniciens, von Jaffa bis Ägypten, Äthiopia genannt, u. die Hauptstadt desselben war Joppe. Die Ä. galten für ein gutgeartetes, die Götter, bes. den Poseidon, ehrendes Volk, der deshalb auch seinen Sohn Eumolpos (s.d.) hierher rettete u. sonst oft zu ihnen ging, um an ihren herrlichen Opferschmäusen Theil zu nehmen, wobei Hekatomben von Stieren u. Widdern geopfert wurden. Hier spielt auch die Rettungsgeschichte der Andromeda durch Perseus, denn Kepheus, der Vater der Andromeda, war König dieser Ä. Auch Memnon heißt ein König der Ä., dessen Residenz in Susa war. Mit der Erweiterung der Erdkunde verlor sich der Name der A. von den östlichen Küsten des Mittelmeeres, während er noch in SAsien, bes. in SArabien u. Indien fortdauerte. Nach u. nach aber beschränkte der Name sich nur auf die eigentlichen afrikanischen Ä. (welche Herodot ebenfalls erwähnt), welche zwischen dem südlichen Nil u. dem Arabischen Meerbusen bis zur Küste des Indischen Meeres, also im j. Nubien, Abessinien, Adel u. Ajan ihre Wohnsitze hatten, Am berühmtesten waren die am Nil wohnenden Ä. des Staates Meroe (s.d.); sie unterschieden sich von den übrigen durch eine höhere Cultur, wohnten in Städten, errichteten Tempel u. große Gebäude, kannten die Bilderschrift u. hatten Staatseinrichtungen u. Gesetze. Von diesem Stamme war auch Sabako, welcher die 24. Königsdynastie in Ägypten stürzte u. die 25., die Äthiopische Dynastie, gründete, s. Ägypten (Gesch.). II.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 886.
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