Ösel

[393] Ösel, Insel in der Ostsee vor dem Rigaer Meerbusen, gehört zum russischen Gouvernement Livlaud, ist von der Insel Moon durch den Kleinen, von Livland durch den Großen Sund u. von Kurland durch die 41/2 Meilen breite Straße Domes Näß getrennt; hat 47 QM., hügeliges Land, an einigen Stellen steile, hohe Küsten, mehre größere u. kleinere Seen (der bedeutendste die Große Wiek), aus denen mehre Flüsse (Naswa) u. viele Bäche dem Meere zufließen; mildes Klima, bringt Holz, Feldfrüchte, Flachs, Hanf, Gemüse, Zuchtvieh, Robben, Seevögel, Wolle, Fische, bes. Strömlinge u. hat Schlammbäder. Die Einwohnerzahl beträgt 35,000 Seelen; die Insel bildet mit einigen benachbarten kleinern Inseln den nach ihrem Hauptort Arensburg benannten Arensburger Kreis. – Seit uralten Zeiten wurde die Insel von Esthen bewohnt, welche sich als Heiden u. wilde Seeräuber gefürchtet machten; 1206 u. 1219 unternahmen die Dänen, 1220 die Schweden erfolglose Eroberungszüge gegen die Insel. Erst dem livländischen Bischof Albert gelang es 1227, die Bewohner zu unterwerfen u. zum Christenthum zu bekehren. Theilweise dann den Rittern des Deutschen Ordens überwiesen, stand die Insel über 300 Jahre unter der Herrschaft der Bischöfe, kam hierauf an Dänemark, 1645 durch den Brömsebroer Frieden an Schweden u. endlich mit Livland an Rußland. Vgl. Johnson, Beitrag zur Kenntniß der wirthschaftlichen Verhältnisse der Insel O., Petersb. 1850; Buxhövden, Beiträge zur Geschichte der Provinz Ö., Riga 1828.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 393.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika