Ackermann

[94] Ackermann, 1) Konrad Ernst, geb. 1710 in Schwerin, ward 1740 Schauspieler, spielte mit Glück komische Rollen, übernahm 1753 eine reisende Gesellschaft, mit der er 1755 in Königsberg, 1760 bis 1763 in Mainz spielte u. 1765 nach Hamburg kam. Er baute hier, wie früher zu Königsberg, das Theater, trat dasselbe 1767: einer Gesellschaft von Kaufleuten ab, u. führte für dieselbe die Direction; nachdem. er nochmals mit einer wandernden Gesellschaft zu Braunschweig, Kiel, Schleswig etc. gespielt hatte, st. er 1771 zu Hamburg. Er machte sich sehr verdient um die Verbesserung des Schauspielwesens. 2) Sophie. Charl. A., geb. Biereichel, geb. in Berlin 1714, war erst an den Organisten Schröder in Berlin verheirathet, ging aber mit ihm zum Theater u. trat zuerst 1740 in Lüneburg auf, glänzte aber seit 1742 in Hamburg, sowohl in tragischen als in komischen Rollen. Nachdem Schröder 1744 gestorben war, heirathete sie 1749 den Vorigen u. übernahm mit demselben 1767 die Direction des neuen Theaters in Hamburg. Sie st. 1792, nachdem sie seit 1771 das Theater verlassen, aber sich noch mit Ausbildung junger Schauspielerinnen beschäftigt hatte. Ihr Sohn 1. Ehe war der Schauspieler Fr. Ludw. Schröder (s.d.). 3) Charlotte, geb. 1758, Tochter der beiden Vorigen, ausgezeichnete jugendliche Schauspielerin in Hamburg, st. am 8. Mai 1775 eines schnellen Todes, allgemein geachtet wegen ihrer Bildung u. Liebenswürdigkeit. Sie ist die Heldin von O. Müllers Roman Charlotte Ackermann, 1853 (worin die Untreue ihres Geliebten, des dänischen Major v. Sylburg, als Grund ihres Todes angegeben ist); dieser Roman wurde auch 1654 dramatisirt. 4) Joh. Christ. Gottlieb, geb. zu Zeulenroda 1756, seit 1786 Professor der Medicin zu Altdorf, st. das. 1802; schr.: Institutiones historiae medicinae, Nürnb. 1791; Institut. therapiae gen., ebd. 1794f., 2 Bde., deutsch 1795; Opuscula ad medicin. historiam pertinentia, ebd. 1797. 5) Rudolph, geb. 1764 zu Stollberg im Königr. Sachsen, wurde Sattler, arbeitete in Dresden, Paris, Brüssel etc. als Wagenbauer, ging dann nach London, lebte hier vom Musterzeichnen, legte eine Zeichnenschule an, errichtete 1794 eine Kupferstichhandlung u. dehnte seinen Handel bald weiter auf Kunstgegenstände aller Art aus. Nach der Schlacht bei Leipzig veranstaltete er eine Sammlung für die durch Kriegsschäden heimgesuchten Bewohner Sachsens, wozu das Parlament 100,000 Pfd. Sterl. beitrug. Seit 1830 zog er sich von den Geschäften zurück u. st. 1834 auf seinem Landgut bei London. Er gab u. a. heraus: Microcosm. of London, Histories of Westminster Abtey; Universities of Oxford and Cambridge (mit meisterhaften Aquatintablättern); Repository of Arts, Litterature, Fashions, 1814ff. u. a., führte auch die Almanachs (Annuals) durch sein Forget me not für 1823 in England ein, war einer der ersten, der sein Haus mit Gas beleuchtete, u. bahnte der Lithographie den Weg nach England. 6) Jac. Fidelis, geb. zu Rüdesheim 1765, Professor der Medicin zu Mainz, Jena u. Heidelberg, st. in Rüdesheim 1815; schr. u. a.: De nervei systematis primordiis, Mannh. 1813; Versuch einer physiologischen Darstellung der Lebenskräfte, Jena 1800, 2 Bde. 7) Ernst Wilh., geb. 1821 zu Königsberg in Preußen, studirte in Leipzig, Bonn u. Berlin, bereiste mit einer russischen Fürstenfamilie, als Erzieher deren Kinder, Griechenland u. Italien u. st. 1846 zu Neapel. Seine Gedichte u. prosaischen Aufsätze gab sein Vater, Director zu Lübeck, Lpz. 1848 heraus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 94.
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