Bodley

[949] Bodley (spr. Boddlih), Thomas, geb. 2. März 1544 in Exeter in Devonshire; verließ 1556 mit seinen Eltern wegen religiöser Verfolgungen Seitens der katholischen Königin Maria Stuart sein Vaterland, lebte in Genf u. kehrte unter der Regierung der Königin Elisabeth zurück, die ihn, nachdem er 1576–80 eine Reise durch Europa gemacht hatte, zu diplomatischen Sendungen an den Höfen von Frankreich, Dänemark u. Holland brauchte. Seit 1597 lebte er in Oxford u. widmete sich ganz den Wissenschaften u. vervollständigte die dortige, nach ihm Bodlenyanische Bibliothek[949] genannte Universitätsbibliothek. Er st. 28. Jan. 1612. Zur Bereicherung dieser Bibliothek soll B. gegen 200,000 Pf. Sterl. geopfert haben. Die von ihm den Instituten geschenkte, zum größten Theile seltenen u. werthvollen Werke, welche er im Auslande von Agenten aufkaufen ließ, werden auf 24,000 angegeben. Für die Verwaltung der Bibliothek setzte er in seinem Testament ein bedeutendes Capital aus, u. noch alljährlich feiert die Universität am 8. Nov. das Andenken des Stifters mit einer öffentlichen Rede. Den Grund zu der Bibliothek hatte Humphrey, Herzog von Gloucester, in der ersten Hälfte des 15. Jahrh., gelegt. Gegenwärtig umfaßt dieselbe über 220,000 Druckwerke u. über 17,000 Manuscripte. B-s Briefe u. andere Schriften als Reliiqulae Bodleyana. Lond. 1703, von Thomas Bearne herausgegeben mit seiner Selbstbiographie.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 949-950.
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