[536] Cabinetnoir (fr., spr. Kabinäh noahr, Schwarzes Cabinet), ein unter Ludwig XIV. in Frankreich eingerichtetes, mit der Postverwaltung in Verbindung stehendes Cabinet, welches dazu diente, der Regierung die Geheimnisse der Privatcorrespondenz zu eröffnen. Das Erbrechen der Briefe u. das Wiederverschließen derselben geschah auf so geschickte Weise, daß die Empfänger von dem Vorgange keine Kunde erhielten. Dieses System der Brieferöffnung, welches von der Revolution abgeschafft wurde, nachdem es an Mirabeau einen eifrigen Bekämpfer gefunden, führte Napoleon I. wieder ein u. organisirte es, indem er eine größere Anzahl Beamte dazu anstellte. Sämmtliche Beamte standen in naher Verwandschaft, ein Umstand, der es ermöglichte, daß das Geheimniß, in welches diese Anstalt gehüllt war, bis zu den letzten Jahren der Restauration bewahrt wurde. Ludwig XVIII. u. Karl X. behielten dies Mittel, die Geheimnisse des brieflichen Verkehrs zu erfahren, bei u. benutzten dasselbe wie Ludwig XV. nicht nur, um etwaigen staatsgefährlichen Verbindungen auf die Spur zu kommen, sondern auch um über private Verhältnisse u. die Chronique scandaleuse des Familienlebens Aufschuß zu erhalten. Auch von deutschen Regierungen[536] wurde das französische Beispiel nachgeahmt. Später nahm man indeß von einer Maßregel Abstand, welche zur Verhinderung von Complots sich als vollkommen unzulänglich erwies, während sie auf der anderen Seite das Rechtsgefühl u. die persönliche Freiheit auf's Tiefste verletzte. Vergl. Briefgeheimniß.