[845] Chalkēdon (a. Geogr.), 1) Flüßchen in Bithynien, mündete bei der Folgenden in den Thracischen Bosporus; 2) Stadt in Bithynien am Vor. u. am Eingange des Thracischen Bosporus, Byzanz gegenüber, mit mehreren Häfen. Sie war von den Megarern unter Archios od. Dineos 675 v. Chr. angelegt, hatte hohe Mauern, viele Tempel, bes. des Apollo, dessen Bild auf den schönen Münzen von Ch. geprägt war; sie wurde bald blühend durch Handel u. herrschte über ein großes Gebiet Die Perser machten sie in den Perserkriegen zum Stationsort für ihre Flotte, u. die Römer unternahmen von hier aus ihre Kriege gegen Mithridates. Hier 18. Sept. 323 Sieg Kaiser Constantins über seinen Nebenkaiser Licinius; s. Rom (Gesch.). Mehrmals, bes. im 3. Jahrh. von den Scythen u. Gothen zerstört u. von Kaiser Valens ihrer Mauern beraubt, wurde sie von Justinian als Justiniana wieder aufgebaut; dieser ließ auch zum Schutze gegen das Meer hohe Molen aufführen (Ruinen übrig). Sie wurde nun Hauptstadt der Provinz Pontica prima; später wurde sie von den Osmanen gänzlich zerstört u. die Steine zu der Erbauung von Moscheen in Constantinopel verwendet; auf ihrer Stelle steht das Dorf Kadiköi. Hier 451 das 4. Ökumenische Concil, unter dem Vorsitz des Kaisers Marcianus, wo die Glaubensformeln der Concilien zu Nicäa u. Constantinopel wiederholt, der Nestorianismus verdammt u. in den monophysitischen Streitigkeiten der Glaube an zwei, in der Person Christi ohne Vermischung vereinigte Naturen (göttliche u. menschliche) festgestellt wurden, s. Monophysiten. Außerdem wurden Kirchengesetze gegen die Macht des Clerus aufgesetzt; da in einem derselben der Patriarch dem Bischof in Rom an Rechten u. Vorzügen gleichgesetzt wurde, so protestirte Rom gegen die Beschlüsse des Concils. Ihre Glaubensformel gilt noch jetzt im Dogma der Griechen, Katholiken u. Protestanten. Ch. ist Geburtsort des Philosophen Xenokrates.