Charĭla

[869] Charĭla, Waise in Delphi, die in einer Hungersnoth den König um Brod anflehte, der, da er schon allen Vorrath verschenkt hatte, das Mädchen mit dem Schuh warf. Ch. erhängte sich; da die Noth immer mehr wuchs, so verlangte das Orakel Sühnung der Manen des Mädchens; nach dem Opfer wich die Noth, u. seitdem feierte man aller 9 Jahre das Fest Charila, unter Vorsitz des Königs, bei welchem an Bürger u. Fremde Mehl u. Hülsenfrüchte ausgetheilt wurden; dann wurde der Ch. Bild herbei gebracht, nach welchem der König mit dem Schuh warf, u. zuletzt in Procession an das Grab der Ch. begleitet u. daselbst, einen Strang um den Hals, beerdigt.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 869.
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