[93] Chrië (v. gr.), 1) Sentenz, Gemeinplatz; 2) von Hermogenes u. Aphthonios (daher Aphthonianische Ch.) eingeführte rhetorische Übung, in der man eine Sentenz eines Mannes auf einen Fall anwendete u. so nach bestimmten Regeln weiter ausführte. Auch die neuere Zeit hat diese Übungsarbeit nicht ganz verworfen, als kurzen Aufsatz über ein Thema, der nur schwierig durch den geringeren Raum, welchen sie verstattet, u. durch die bestimmte Ordnung ist, welche sie vorschreibt. Letztere ist folgende: a) der Satz (Gedanke) selbst, nebst dem Lobe des Autors, wenn er aus einem solchen entlehnt ist[93] (Dictum cum laude auctoris); b) die Umschreibung, d.h. Wiederholung des Gedankens auf eine erläuternde Weise (Periphrasis); c) die Begründung, od. der Beweis (Aetiologia); d) das Gegentheil (Contrarium) des Satzes, der dadurch in helleres Licht tritt; e) das Gleichniß (Simile); f) das Beispiel (Exemplum); g) das Zeugniß (Testimonium); h) der Schluß (Conclusio); Wiederholung des Hauptsatzes nebst einer Anwendung. Man pflegt auch folgende Disposition zu geben: a) Satz (Protasis), b) Beweis, c) Erläuterung (Amplificatio), u. zwar: aa) das Gegentheil, bb) das Gleichniß, cc) das Beispiel, dd) das Zeugniß, d) Schluß.