[259] Collecte (v. lat.), 1) Einsammlung freiwilliger od. anbefohlener Gaben, Beisteuern, Renten, Anlagen; 2) milde Gaben zu wohlthätigen Zwecken, von Haus zu Haus (Haus-C.) od. an den Kirchenthüren (Kirchen-C.) gesammelt. Schon die Apostel sammelten C-n für bedrängte Gemeinden. In den meisten christlichen Ländern hat man jährliche stehende C-n, od. sie werden meist zu Kirchenzwecken auch bes. ausgeschrieben u. von den Kanzeln abgekündigt. 3) (Liturg.), Gebet, welches vom Geistlichen am Altare od. bei Todtenbestattung am Grabe (daher Collectenleiche, ein mit der Grabliturgie verbundenes Begräbniß) abgesungen wird, nachdem der Chor auf die vorhergegangene Intonation geantwortet hat. Der Name bezeichnet eigentlich ein kurzes Zusammenfassen mehrerer vorangegangener Gebete. In der alten Kirche hieß nämlich C. das letzte von den drei nach der Predigt verordneten Gebeten, welches der Bischof od. Presbyter sprach, worin er zum Schluß die einzelnen Gebete der Gemeinde in Kürze zusammenfaßte. Später wurde das Gebet, das am Altare der Bibellection voranging, um die Gemeinde auf ein andächtiges Hören derselben vorzubereiten, C. genannt. Und da dies Gebet ein gemeinschaftliches sein sollte, das der Priester im Namen der ganzen Gemeinde sprach, so sagte er zu Anfange gewöhnlich: Oremus, d.h. laßt uns beten. Luther übersetzte einige schon lange gebrauchte C-n aus dem Lateinischen. In mehreren protestantischen Agenden hat man neue hinzugefügt. Sonst hatte man für Sonn- u. Festtage, für den Morgengottesdienst, die Vesper etc. stehende C-n. Das Buch, worin sie gesammelt sind, heißt Collectaneum (Collectarium), in den Protestantischen Kirchen stehen die C-n mit in den Agenden.