[495] Coutume (fr., spr. Kutüm), 1) Herkommen u. Gewohnheiten; 2) Gewohnheitsrechte im älteren Frankreich, die sich aus den Gebräuchen (Usages) gebildet u. entwickelt hatten. Sie waren theils Coutumes écrites, von den Fürsten u. Herren in ältester Zeit erlassene C.; theils C. non écrites, von Gerichten od. Privaten, z.B. Défontaines u. Beaumanoir, gesammeltes Gewohnheitsrecht; C. im engeren Sinne, schriftliche, vom Könige mit Zustimmung der Stände als Gesetz bestätigte Sammlung der Gewohnheitsrechte einer Provinz (C. générales, deren gegen 180) od. einer Stadt (C. locales, deren mehr als 300 waren). Diese Sammlungen begannen unter Karl VII. 1452 u. waren unter Karl IX. beendigt, wurden später revidirt u. in Charondas' (le Coron) Grand coutumier de France, Par. 1598, im Nouveau coutumier général, ebd. 1794, Fol., 4 Bde., u. in Bourdot de Richebourg, ebd. 1724, 8 Bde., Fol., alle gesammelt. Die wichtigste ist die C. de Paris, vom Jahr 1513, revidirt 1580 u. von Mehreren erläutert, sie galt für, von den C-s der Provinzen übergangene Fälle in diesen u. ist für das neue Recht stark benutzt (vgl. Code). Coutumier, das Buch, in welchem die C-s eingetragen sind.