Dactyliothek

[639] Dactyliothek (v. gr.), 1) Sammlung von Siegelringen, überhaupt von geschnittenen Steinen, Cameen, Gemmen. Die älteste in Rom stammte von Sullas Stiefsohn, Scaurus; des Mithridates reiche D. in Känon brachte dessen Besieger Pompejus auf das römische Capitol; Cäsar legte 6 D. im Tempel der Venus Genitrix u. Marcellus, Sohn der Octavia, eine im Apollotempel auf dem Palatinus an. Später legten D. an die Häuser Gonzaga, Este, Farnese u. Lor. Medici in Florenz, u. als diese zerstört worden waren, spätere Mediceer eine neue (der Grund der noch bestehenden Florentinischen, der reichsten unter allen), Julius II. u. Leo X., Maria Piccolomini u. die Königin Christina von Schweden (Museum d'Odescalchi); später angelegte D. waren die in der Vaticanischen Bibliothek, im Palaste Barberini u. Strozzi (j. in Petersburg); jetzt nennenswerth die Ludovisische Sammlung u. die des Cardinals Borgia in Velletri. Eben so zählen noch anderte Orte Italiens u.a. Länder wichtige D., in Deutschland: Berlin, Wien, Dresden, Leipzig, Kassel u. München; 2) Sammlungen von Abbildungen von Gemmen durch Abguß in Schwefel, Gyps, Glas, am berühmtesten ist die Lippertsche in Dresden (s. Lippert); 3) Sammlung von Kupfern, welche Gemmen darstellen, u. zwar entweder Gemmen mit Gegenständen einer Art, z.B. mit Bildnissen von Philosophen (von Kellori), mit Sternen (von Gori), Abraxas-Gemmen (von Chiflet), Gemmen mit Inschriften (von Ficoroni), mit Namen des Verfertigers (von Stosch), od. welche die Gemmen einer Sammlung liefern, z.B. Museum Florentinum (von Gori), die Sammlung in der Florenzer Gallerie (von Wicar u. Mongez), die königlich französische (von Mariette), die des Herzog von Orleans (von Leblond u. Lachaux), die Wiener (von Eckhel) etc.; 4) raisonirender Katalog über solche Sammlungen, z.B. Lipperts D., Dresd. 1767 u. Suppl. 1776, 3 Bde.; D. von Gorläus, Delft 1601, n. A. von Jakob Gronov, ebd. 1695 u. 1704.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 639.
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