Darre

[752] Darre, 1) (Technol.), Anstalt, zum Trocknen od. schwachen Rösten vegetabilischer Stoffe, um dieselben aufbewahrungsfähig od. zu technischer Verwendung geschickt zu machen; so zum Malz u. Flachs (s. b.). Das D-n des Obstes geschieht in gewöhnlichen Backöfen, in denen ein mäßiges Feuer unterhalten wird (das Obst wird dabei auf durchlöcherten Holztafeln od. geflochtene Platten gelegt), od. in Darrstuben, wo um gewöhnliche Stubenöfen Horden von Ruthen angebracht werden, od. in einer Darre (Darrhaus), wo über einem ganz niedrigen Ofen Darrhorden über Darrstäbe eingelegt sind; feuchtes od. nur lufttrocknes Getreide wird hauptsächlich in den russischen Ostseeprovinzen in eignen Darrhäusern (Riegen) gedarrt. Diese bestehen gewöhnlich aus 3 Abtheilungen, der Tenne, der Darrstube, welche der Dreschtenne an einer Seite ins Kreuz angebaut ist, u. der Scheune, die allmälig u. nach Bedarf aus den entfernten Scheunen der Felder gefüllt wird. Aus der Riegenscheune wird durch eine Verbindungsthüre das zu dreschende Getreide in die Darrkammer gebracht, daselbst aufgeschichtet u. durch Rauch u. heiße Luft getrocknet; die Hitze darf 60° R. nicht übersteigen. Das Getreide wird auf besonderen Gestellen 1–2 Stock hoch neben einander aufgestellt. Das so gedörrte Getreide läßt sich Jahrelang aufbewahren, ohne zu verderben, u. das salzig schmeckende Stroh hat höheren Futterwerth; 2) bei Gewächsen u. Thieren so v.w. Darrsucht; 3) (Hüttenw.), Vorrichtung zum Ausschmelzen des Kupfers od. Silbers, welches sich noch in der Erzmasse (Kienstock) vorfindet, wenn der erste Schmelzproceß vorüber ist. Man benutzt zur Darrarbeit den Darrofen, welcher etwa 10 F. lang, 61/2 F. breit, 51/2 F. hoch ist u. eine platte Decke hat. Auf dem Boden des Ofens sind 5 Darrbalken, oben breitere Erhöhungen von Gußeisenplatten (Darrscharten) u. 5 Gossen, welche etwa 8 Z. Abschuß haben, durch welche das schmelzende Blei od. Silber (Darrblei, Darrsilber) abfließt. Auf die Darrbalken werden die zu darrenden Kienstöcke (Darrlinge, Darrstücke, Darrgeschür) gelegt. Die durch den Darrproceß gedarrten Kienstöcke werden mit Zangen aus dem Ofen genommen, in Wasser geworfen, damit die daran befindlichen Schlacken (Pickschiefer) losfallen, u. als dann gar gemacht. Ehe man den Ofen angehen läßt, werden die Darrbalken u. Gossen mit Lehm u. Gestübe bedeckt, damit man die blei- u. silberhaltigen Schlacken (Darrsohle, Darrraft, Darrgekrätz, Darrofenzeug) leichter davon abnehmen kann. Der Ofen hat an der vordern Seite eine große Thüre von starkem Blech (Darrblech Darrwand). 4) Salz durch Feuer völlig austrocknen, geschieht in der Darrkammer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 752.
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