Ermland

[859] Ermland (Ermeland), Bisthum u. Landschaft im preußischen Regierungsbezirk Königsberg, ein fruchtbarer Strich Landes von 76,9 QM. mit 165,000 Ew., welcher die 4 Kreise Braunsberg, Heilsberg, Rössel u. Allenstein umfaßt. Ursprünglich war E. eine der 11 alten preußischen Landschaften u. wurde vom Papste 1243, nach der Eroberung durch den Deutschen Orden, gleichzeitig mit Kulm, Pomesanien u. Samland zu einem Bisthum erhoben, dessen Bischof, unabhängig von dem Orden, unmittelbar unter dem Papste stand u. im 14. Jahrh. sogar den deutschen Reichsfürstenstand erlangte; nachdem sein Bisthum durch den Frieden von Thorn 1466 zugleich mit Westpreußen unter polnische Herrschaft gekommen war, wurde er auch Mitglied des polnischen Senats, hatte als solches das Recht, bei Thronerledigungen die preußischen Stände zu berufen u. führte deshalb den Titel Prussiae regiae primas. Er hatte seine Residenz zu Braunsberg, später zu Heilsberg, u. jetzt ist Frauenstein der Sitz des Domcapitels. Obgleich sich die Lehre der Reformatoren rings um E. ausbreitete, so blieb doch dieses Bisthum selbst katholisch, bes. durch die strengen Maßregeln, welche der Bischof Hosius der Reformation entgegensetzte. Andere berühmte Bischöfe von E. sind Äneas Sylvius Piccolomini, Dantiscus, Bromer. Durch die erste Theilung Polens 1772 kam E. wieder unter preußische Herrschaft, wie etwas später auch das übrige Land, welches bis zu Anfang des 15. Jahrh. dem preuß. Ordenslande gehört hatte. Der Name E. hat sich im gemeinen Leben noch erhalten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 859.
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