Fischthran

[313] Fischthran, flüssiges, öliges Fett, welches vorzüglich zur Bereitung des Leders, zum Sieden der schwarzen Seife, Kalfatern der Schiffe, Schwefelraffiniren, auch zum Brennen in Lampen verbraucht u. von mehreren Seethieren, besonders den Wallfisch- u. Robbenarten, gewonnen wird. Es wird unterschieden: a) Weißer u. Brauner Wallfisch- od. Speckthran, der beste ist der Hamburgische, dann der Grönländische, welcher aus Schweden u. Norwegen kommt, dann der Holländische, dann der Englische; der Russische F. ist gewöhnlich eine Vermischung von Wallfisch-, Seehunds- u. Belugenfett u. meistens nicht gut ausgebrannt; der Portugiesische von den südamerikanischen Küsten ist dem Russischen ziemlich gleich; b) Gelbbrauner Seehunds- od. Robbenthran; besser als der Wallfischthran, dick u. minder wässerig, daher dem Gefrieren nicht so leicht ausgesetzt; c) Stockfisch- u. Dorschthran aus den Lebern dieser Fische bereitet (s. Leberthran); die beste Sorte ist der Berger Kronen- od. Dreikronenthran; d) Häringsthran, das aus Häringen gekochte Fett; brennt mit weniger Geruch u. Rauch, als der gemeine Thran, ist aber zu dünn, um Leder lange geschmeidig zu erhalten. Er wird vorzüglich in Schweden bereitet, indem man in den Thranbrennereien die Häringe mit Wasser in kupfernen Kesseln kocht, nach dem Abkühlen den Thran abschöpft u. durchseiht; e) Wallroßthran, meist mit Seehunds- u. Belugenfett vermischt; f) Haifischthran, etwas besser als der vorige; g) Fischthran im engeren Sinne, von verschiedenen kleineren Fischen, z.B. auch Sardellen gesotten; h) Schwarzer od. dicker Hefen-F. (Fuß-F., Prutt), die geringste Sorte; wird nur zu Wagenschmiere gebraucht. Guter F. muß klar u. hell sein, nicht ranzig riechen, kein Wasser u. auch keinen Prutt unter sich haben. Um ihn zu reinigen, schüttelt man ihn mit 3–4 Procent Ätzkali, worauf sich der Thran an der Oberfläche fast farblos u. klar absetzt. Die Güte des F-s hängt theils davon ab, von welchen Thieren er gewonnen wird, theils von der Zubereitungsart. Der F., welcher an Ort u. Stelle, wo die Fische gefangen werden, von dem[313] frischen Specke bereitet wird u. von freien Stücken aus demselben fließt, ist milder u. besser als der, welcher nach der Rückkehr des Schiffes in der Heimath bereitet ist, wo der Speck in den Tonnen ranzig und faulig geworden ist; jedoch wird im letztern Falle mehr F. gewonnen. In den Fischthranbrennereien hat man große kupferne Pfannen 10–12 F. weit, in welche man ungefähr 5 Fässer Speck schüttet u. etwas Wasser hinzuthut, damit der Speck nicht verbrenne, weshalb er auch während des Kochens beständig umgerührt wird. Nach 2–3 Stunden, wenn der Speck gehörig geschmolzen wird, wird der F. mit großen kupfernen Löffeln in die Tröge geschüttet, auf welchen ein eisernes Gitter liegt, damit die fleischigen Theile u. häutigen Substanzen (Fischthrangrieben) darauf liegen bleiben, welche dann an die Leimsieder verkauft werden. Aus diesem Troge läuft der F. in einen 2. u. dann in einen 3. Trog, welche zum Theil mit Wasser gefüllt sind, damit sich der Prutt darin zu Boden setze. Die Fässer, auf welche dann der F. zum Verkaufe gefüllt wird, müssen eine besondere Größe haben u. werden daher von den Fischtbranaichern gemessen u. gestempelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 313-314.
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